Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 34

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gesellschaftlichen Gesamtproduktion ebenso die jährliche Hervorbringung eines Überschusses über sämtliche Kapitalanlagen, eines Reineinkommens, d. h. Mehrwerts, annehmen müssen wie in der Landwirtschaft.[1] Auf der anderen Seite ist Smith durch die Entdeckung der produktiven mehrwertschaffenden Eigenschaft jeder Art Arbeit, ganz gleich, ob in der Manufaktur oder in der Landwirtschaft, darauf geführt worden, daß auch die landwirtschaftliche Arbeit außer der Grundrente für die Grundbesitzerklasse noch Überschuß für die Pächterklasse über ihre sämtlichen Kapitalausgaben hervorbringen muß. So entstand auch neben Kapitalersatz jährliches Einkommen der Pächterklasse.[2] Endlich hat Smith durch systematische Ausarbeitung der von Quesnay aufgebrachten Begriffe der „avances primitives“ und „avances annuelles“ unter der Rubrik von fixem und zirkulierendem Kapital u. a. klargemacht, daß die Manufakturabteilung der gesellschaftlichen Produktion genauso eines fixen Kapitals außer dem zirkulierenden bedarf wie die Landwirtschaft, folglich auch eines entsprechenden Wertteils zum Ersatz des Verschleißes jenes Kapitals. So war Smith auf dem besten Wege, in die Begriffe vom Kapital und Einkommen der Gesellschaft Ordnung zu bringen und sie exakt darzustellen. Den Höhepunkt der Klarheit, zu der er sich in dieser Beziehung durchgerungen hat, drückt die folgende Formulierung aus:

„Obgleich der gesamte Jahresertrag von Boden und Arbeit eines jeden Landes in letzter Linie zweifellos für den Verbrauch seiner Bewohner und dafür bestimmt ist, denselben ein Einkommen zu verschaffen, so teilt er sich doch bei seinem ersten Hervortreten aus dem Boden oder den Händen der produktiven Arbeiter naturgemäß in zwei Teile. Der eine der-

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[1] Smith formuliert denn auch ganz allgemein: „Der Wert (nicht der „Mehrwert“, wie Herr Loewenthal willkürlich übersetzt – R. L.), welchen die Arbeiter den Arbeitsstoffen hinzufügen, zerfällt somit hierbei in zwei Teile, in einen, der ihre Arbeitslöhne bestreitet, und in einen andern, welcher den Gewinn ihres Arbeitgebers auf das gesamte für Stoffe und Löhne vorgestreckte Kapital darstellt.“ (A. Smith: I. c., Bd. I, S. 51.) Im Original: „The value which the workmen add to the materials, therefore, resolves itself in this case into two parts, of which the one pays their wages, the other the profits of their employer upon the whole stock of materials and wages which he advanced.“ (Wealth of Nations, hrsg. von MacCulloch, 1828, Bd. I, S. 83.) Und im zweiten Buch, Kapitel III, speziell über die Industriearbeit: „Die Arbeit eines Fabrikarbeiters (fügt) dem Werte der von ihm verarbeiteten Rohstoffe den seines eigenen Unterhalts und des Gewinns seines Brotherrn hinzu; die eines Dienstboten dagegen erhöht den Wert von nichts. Obgleich der Fabrikarbeiter den Arbeitslohn von seinem Brotherrn vorgestreckt erhält, verursacht er diesem in Wirklichkeit doch keine Kosten, da er sie ihm in der Regel zuzüglich eines Gewinnes durch den erhöhten Wert des bearbeiteten Gegenstandes wiedererstattet.“ (l. c., Bd. I, S. 341.) – [Fußnote im Original]

[2] „Die zur landwirtschaftlichen Arbeit verwendeten Menschen ... reproduzieren mithin nicht nur, wie die Fabrikarbeiter, einem ihrem eigenen Verbrauche oder dem sie beschäftigenden Kapitale samt dem Gewinne des Kapitalisten gleichen Wert, sondern einen viel größeren. Außer dem Kapitale des Pächters samt seinem ganzen Gewinne reproduzieren sie auch regelmäßig die Rente für den Grundbesitzer.“ (l. c., Bd. I, S. 377.) – [Fußnote im Original]