Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 327

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gehen, begaben sich viele Bauern, genau wie in Deutschland im Mittelalter, unter den Schutz der Kirche, die auf diese Weise zum obersten Grundherrn über ansehnliche Strecken Landes wurde. Schließlich stellten die Besitzverhältnisse Algeriens nach all diesen wechselvollen Geschicken zur Zeit der französischen Eroberung das folgende Bild dar: 1 500 000 Hektar Land umfaßten die Domänen, 3 000 000 Hektar unbenutztes Land waren gleichfalls dem Staate unterstellt als „Gemeineigentum aller Rechtgläubigen“ (Bled-el-Islam) ; das Privateigentum umfaßte 3 000 000 Hektar, die sich noch von römischen Zeiten her im Besitze der Berber befanden, und 1 500 000 Hektar, die unter der türkischen Herrschaft in Privathände übergegangen waren. In ungeteiltem Gemeineigentum der arabischen Geschlechter verblieben danach nur noch 5 000 000 Hektar Land. Was die Sahara betrifft, so befanden sich darin zirka 3 000 000 Hektar brauchbaren Landes im Bereiche der Oasen teils in ungeteiltem Großfamilienbesitz, teils in Privatbesitz. Die übrigen 23 000 000 Hektar stellten meist Ödland dar.

Die Franzosen begannen, nachdem sie Algerien in ihre Kolonie verwandelt hatten, mit großem Tamtam ihr Werk der Zivilisierung. War doch Algerien, nachdem es anfangs des 18. Jahrhunderts die Abhängigkeit von der Türkei abgestreift hatte, ein freies Seeräubernest geworden, welches das Mittelmeer unsicher machte und Sklavenhandel mit Christen trieb. Gegen diese Ruchlosigkeiten der Mohammedaner erklärten namentlich Spanien und die nordamerikanische Union, die selbst im Sklavenhandel zu jener Zeit Erkleckliches leisteten, unerbittlichen Krieg. Auch während der Großen Französischen Revolution wurde ein Kreuzzug gegen die Anarchie in Algerien proklamiert. Die Unterwerfung Algeriens durch Frankreich war also unter den Losungen der Bekämpfung der Sklaverei und der Einführung geordneter, zivilisierter Zustände durchgeführt. Die Praxis sollte bald zeigen, was dahinter steckte. In den vierzig Jahren, die seit der Unterwerfung Algeriens verflossen waren, hat bekanntlich kein europäischer Staat so häufigen Wechsel des politischen Systems durchgemacht wie Frankreich. Auf die Restauration war die Julirevolution und das Bürgerkönigtum gefolgt, auf diese die Februarrevolution, die Zweite Republik, das Zweite Kaiserreich, endlich das Debakel des Jahres 1870 und die Dritte Republik. Adel, Hochfinanz, Kleinbürgertum, die breite Schicht der Mittelbourgeoisie lösten einander in der politischen Herrschaft ab. Aber ein ruhender Pol in dieser Erscheinungen Flucht war die Politik Frankreichs in Algerien, die von Anfang bis Ende auf ein und dasselbe Ziel gerichtet war und am Saum der afrikanischen Wüste am besten ver-

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