Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 248

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geringen industriellen Ausfuhr der Vereinigten Staaten im Jahre 1882. Als allgemeine These stellt Struve den Satz auf: „Je umfangreicher das Territorium und je zahlreicher die Bevölkerung eines Landes, um so weniger bedarf es auswärtiger Märkte für seine kapitalistische Entwicklung.“ Von diesem Standpunkt aus deduziert er für den Kapitalismus in Rußland – gerade umgekehrt wie die „Volkstümler“ – eine glänzendere Zukunft als in anderen Ländern. „Die fortschrittliche Entwicklung der Landwirtschaft auf der Basis der Warenproduktion muß einen Absatzmarkt schaffen, auf den sich der russische Industriekapitalismus in seiner Entwicklung stützen wird. Dieser Absatzmarkt kann in dem Maße, wie die ökonomische und kulturelle Hebung des Landes und Hand in Hand damit die Verdrängung der Naturalwirtschaft fortschreiten wird, unbestimmt wachsen. In dieser Beziehung befindet sich der Kapitalismus in Rußland in günstigeren Bedingungen als in anderen Ländern.“[1] Und Struve schildert im einzelnen ein farbenprächtiges Bild der Erschließung neuer Absatzmärkte in Rußland, dank der Sibirischen Eisenbahn in Sibirien, in Zentralasien, in Vorderasien, in Persien, in den Balkanländern. Struve hat nicht bemerkt, daß er im Schwung seiner Prophezeiungen von dem „unbestimmt wachsenden“ inneren Markt auf ganz bestimmte auswärtige Absatzmärkte übergegangen ist. Wenige Jahre später stand er auch politisch im Lager dieses hoffnungsfreudigen russischen Kapitalismus, dessen liberales Programm der imperialistischen Expansion er schon als „Marxist“ theoretisch begründet hatte.

Aus der Argumentation Struves spricht in der Tat nur ein starker Optimismus in bezug auf die unbeschränkte Entwicklungsfähigkeit der kapitalistischen Produktion. Um die ökonomische Begründung dieses Optimismus hingegen ist es ziemlich schwach bestellt. Struves Hauptpfeiler für die Akkumulation des Mehrwerts sind die „dritten Personen“. Was er darunter versteht, hat er nicht mit genügender Deutlichkeit verraten, doch zeigen namentlich seine Hinweise auf die englische Berufsstatistik, daß er damit die verschiedenen Privat- und Staatsangestellten, liberale Berufe, kurz das berühmte „grand public“ versteht, auf das bürgerliche Vulgärökonomen mit vager Geste hinzuweisen pflegen, wenn sie nicht ein noch aus wissen, und von dem Marx gesagt hat, daß es dem Ökonomen „den Dienst“ erweist, Dinge zu erklären, für die er sonst keine Erklärung hat. Es ist klar, daß, wenn man von der Konsumtion der Kapitalisten und der Arbeiter im

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[1] l. c., S. 284. – [Fußnote im Original]