Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 216

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nur bedeutet, daß die lebendige Arbeit imstande wird, immer mehr Produktionsmittel in immer kürzerer Zeit zu Gebrauchsgegenständen zu verarbeiten. Da (v + m) im Verhältnis zum Gesamtwert des Produkts sinkt, so sinkt damit auch v als Wertteil des Gesamtprodukts. Sich dagegen sträuben, diesem Sinken Einhalt tun wollen heißt mit anderen Worten, sich dem Fortschritt der Produktivität der Arbeit in seinen allgemeinen Wirkungen widersetzen. Sodann tritt auch innerhalb (v + m) eine Verschiebung ein in der Richtung, daß v relativ immer kleiner, m relativ immer größer wird, d. h. daß von dem geschaffenen Neuwert ein immer kleinerer Teil auf Löhne entfällt, ein immer größerer als Mehrwert angeeignet wird. Dies ist der spezifisch kapitalistische Ausdruck der fortschreitenden Produktivität der Arbeit, der aber innerhalb der kapitalistischen Bedingungen der Produktion ebenso absolute Geltung hat wie jenes erste Gesetz. Durch staatliche Mittel nun verbieten wollen, daß v immer geringer im Verhältnis zu m wird, heißt verbieten wollen, daß sich die fortschreitende Produktivität der Arbeit, die die Herstellungskosten aller Waren verringert, auch auf die grundlegende Ware Arbeitskraft beziehe, heißt diese eine Ware von den ökonomischen Wirkungen der technischen Fortschritte ausnehmen wollen. Aber noch mehr: Die „fallende Lohnquote“ ist nur ein anderer Ausdruck für steigende Mehrwertrate, die das stärkste und wirksamste Mittel darstellt, den Fall der Profitrate aufzuhalten, und deshalb das treibende Motiv der kapitalistischen Produktion überhaupt wie namentlich des technischen Fortschritts innerhalb dieser Produktion darstellt. Die „fallende Lohnquote“ auf dem Wege der Gesetzgebung beseitigen heißt also soviel, wie das Existenzmotiv der kapitalistischen Wirtschaft ausschalten, ihr Lebensprinzip unterbinden wollen. Man stelle sich aber die Sache konkret vor. Der einzelne Kapitalist wie die kapitalistische Gesellschaft im ganzen kennt ja überhaupt den Wert der Produkte als eine Summe gesellschaftlich notwendiger Arbeit nicht und ist gar nicht imstande, ihn so zu fassen. Der Kapitalist kennt ihn nur in der abgeleiteten und durch die Konkurrenz auf den Kopf gestellten Form der Produktionskosten. Während der Wert des Produkts in die Wertteile c + v + m zerfällt, setzen sich die Produktionskosten im Bewußtsein des Kapitalisten umgekehrt aus c + v + m zusammen. Und zwar stellen sich ihm auch diese in der verschobenen und abgeleiteten Form dar 1. als Verschleiß seines fixen Kapitals, 2. als seine Auslagen an zirkulierendem Kapital einschließlich der Auslagen für Löhne der Arbeiter, 3. als die „übliche“, d. h. durchschnittliche Profitrate auf sein gesamtes Kapital. Wie soll nun der Kapitalist, sagen wir, durch ein Gesetz im Rodbertusschen Sinne gezwun

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