Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 215

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des Bodens, des Kapitals und der Arbeit in der Gesellschaft, auch die Anteile dieser verschiedenen Besitzer in der Weise zurückführen, daß die Grundrente aus der Mitwirkung des Bodens, den der Grundbesitzer zur Produktion hergebe, der Kapitalgewinn aus der Mitwirkung des Kapitals, das der Kapitalist dazu verwende, und der Lohn endlich aus der Mitwirkung der Arbeit entspringe. Die Saysche Schule, welche diesen Irrtum am feinsten ausgesponnen hat, schafft sich sogar den Begriff eines dem Produktanteil jener verschiedenen Besitzer entsprechenden Produktivdienstes des Bodens, des Kapitals und der Arbeit, um aus solchem Produktivdienst wieder den Produktanteil zu erklären. – Hieran schließt sich endlich drittens sogar die Ungereimtheit, daß, während doch Arbeitslohn und Rententeile aus dem Werte des Produkts abgeleitet werden, doch wieder der Wert des Produkts aus Arbeitslohn und Rententeilen abgeleitet und so wechselseitig das eine auf das andere basiert wird. Bei manchen tritt diese Ungereimtheit so zutage, daß in zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden Kapiteln ‚Der Einfluß der Renten auf die Produktionspreise‘ und ‚Der Einfluß der Produktionspreise auf die Renten‘ zu setzen gesucht wird.“[1]

Bei diesen ausgezeichneten kritischen Bemerkungen, deren letzte namentlich fein ist und in gewissem Sinne die betreffende Kritik im zweiten Bande des Marxschen „Kapitals“ vorwegnimmt, akzeptiert Rodbertus ruhig den Hauptschnitzer der klassischen Schule und ihrer vulgären Nachtreter: die völlige Vernachlässigung des Wertteils des Gesamtprodukts, der zum Ersatz des konstanten Kapitals der Gesellschaft notwendig ist. Diese Konfusion war es denn auch, die ihm erleichterte, sich in seinen wunderlichen Kampf gegen die „fallende Lohnquote“ zu verbeißen.

Der Wert des gesellschaftlichen Gesamtprodukts zerfällt unter kapitalistischen Produktionsformen in drei Teile, von denen der eine dem Wert des konstanten Kapitals, der andere der Lohnsumme, d. h. dem variablen Kapital, und der dritte dem Gesamtmehrwert der Kapitalistenklasse entspricht. Nun wird innerhalb dieser Wertzusammensetzung der dem variablen Kapital entsprechende Wertteil relativ immer geringer, und das aus zwei Gründen. Erstens verschiebt sich innerhalb c + v + m das Verhältnis von c zu (v + m), d. h. des konstanten Kapitals zum Neuwert, in der Richtung, daß c relativ immer größer, (v + m) immer kleiner wird. Dies ist ein einfacher Ausdruck der steigenden Produktivität der menschlichen Arbeit, der absolute Geltung hat für alle ökonomisch fortschreitenden Gesellschaften, unabhängig von ihren historischen Formen, und der

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[1] l. c., Bd. II, S. 226. – [Fußnote im Original]