Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 204

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selben in immer kürzeren Intervallen wieder. Von der ersten bis zur dritten Krisis verflossen 18 Jahre, von der zweiten bis zur vierten 14 Jahre, von der dritten bis zur fünften 12 Jahre. Schon mehren sich die Anzeichen eines nahe bevorstehenden neuen Unglücks, obwohl unzweifelhaft das Jahr 1848 dessen Ausbruch aufgehalten hat.“[1] Weiter macht Rodbertus die Beobachtung, daß der regelmäßige Vorläufer der Krisen ein außerordentlicher Aufschwung der Produktion, große technische Fortschritte der Industrie zu sein pflegen: „... jede einzelne derselben (der Krisen) ist auf eine hervorstechende Periode industrieller Blüte gefolgt.“[2] Er schildert an der Hand der Geschichte der Krisen, daß „dieselben stets nur nach einer bedeutenden Steigerung der Produktivität eintreten“[3]. Rodbertus bekämpft die vulgäre Ansicht, die Krisen nur zu Geld- und Kreditstörungen machen will, und kritisiert die ganze verfehlte Peelsche Banknotengesetzgebung[4], ausführlich begründet er seine Ansicht in dem Aufsatz „Die Handelskrisen und die Hypothekennoth“ aus dem Jahre 1858, wo er u. a. sagt: „Man täuscht sich daher auch, wenn man die Handelskrisen nur als Geld-, Börsen- oder Kreditkrisen auffaßt. So erscheinen sie nur äußerlich bei ihrem ersten Auftreten.“[5] Bemerkenswert ist auch der scharfe Blick Rodbertus' für die Bedeutung des auswärtigen Handels im Zusammenhang mit dem Problem der Krisen. Genau wie Sismondi konstatiert er die Notwendigkeit der Expansion für die kapitalistische Produktion, zugleich aber die Tatsache, daß damit nur die Dimensionen der periodischen Krisen wachsen müssen. „Der auswärtige Handel“, sagt er in „Zur Beleuchtung der Socialen Frage“, 2. Teil, 1. Heft, „verhält sich zu den Handelsstockungen nur wie die Wohltätigkeit zum Pauperismus – sie steigern sich zuletzt nur an demselben.”[6] Und in dem zitierten Aufsatz „Handelskrisen und Hypothekennoth“: „Was man zur Verhütung künftiger Ausbrüche ‚der Krisen‘ anwenden kann, ist nur das zweischneidige Mittel einer Erweiterung des auswärtigen Marktes. Das heftige Streben nach solcher Erweiterung ist großenteils nichts als ein aus dem leidenden Organ entspringender krankhafter Reiz. Weil auf dem inneren

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[1] I. c., Bd. III, S. 110 u. 111. – [Fußnote im Original]

[2] l. c., Bd. III, S. 108. – [Fußnote im Original]

[3] l. c., Bd. I, S. 62. – [Fußnote im Original]

[4] Diese Gesetzgebung, nach ihrem Autor Robert Peel als „Peelscher Bankakt“ bekannt geworden, war im englischen Parlament 1844 und 1845 verabschiedet worden. Danach wurden die Banken in zwei unabhängige Departements geteilt und für ihre Zahlungs- und Kreditoperationen gesetzliche Beschränkungen auferlegt, die bei Wirtschaftskrisen mit großem Geldmangel zeitweilig außer Kraft gesetzt werden mußten, um die Summe der nicht durch Gold gedeckten Banknoten zu erhöhen.

[5] l. c., Bd. IV, S. 226. – [Fußnote im Original]

[6] I. c., Bd. III, S. 186. – [Fußnote im Original]