Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 199

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Die geschichtlich erreichte Höhe der Produktivität der Arbeit zusammen mit den „Institutionen des positiven Rechts“, d. h. dem Privateigentum, haben dank den Gesetzen eines „sich selbst überlassenen Verkehrs“ eine ganze Reihe verkehrter und unmoralischer Erscheinungen hervorgerufen.

So

1. den Tauschwert, an Stelle des „normalen“, „konstituierten Werts“ und dadurch das heutige Metallgeld an Stelle eines richtigen „seiner Idee entsprechenden“ „Papierstreifen“geldes oder „Arbeitsgeldes“. „Die erste (Wahrheit) ist, daß alle wirtschaftlichen Güter Arbeitsprodukt sind oder, wie man dieselbe auch wohl noch sonst auszudrücken pflegte, daß die Arbeit allein produktiv ist. Dieser Satz bedeutet aber weder schon, daß der Wert des Produkts immer der Kostenarbeit äqual ist, mit anderen Worten, daß die Arbeit heute schon einen Maßstab des Wertes abgeben könne.“ Wahrheit ist vielmehr, „daß dies noch keine staatswirtschaftliche Tatsache, sondern nur erst staatswirtschaftliche Idee ist“.[1]

„Sollte der Wert nach der Arbeit, die das Produkt gekostet hat, konstituiert werden können, so läßt sich noch ein Geld vorstellen, das gleichsam aus den losgerissenen Blättern jenes allgemeinen Kontobuches, aus einer auf dem wohlfeilsten Stoff, auf Lumpen, geschriebenen Quittung bestehen würde, die jedermann über den von ihm produzierten Wert erhielte und die derselbe wieder als Anweisung auf ebensoviel Wert an dem zur Verteilung kommenden Nationalproduktteil realisierte ... Kann indessen der Wert aus irgendwelchen Gründen nicht oder noch nicht konstituiert werden, so muß das Geld denjenigen Wert, den es liquidieren soll, selbst schon als Gleichwert, als Pfand oder Bürgschaft mit sich herumschleppen, d. h. selbst schon aus einem wertvollen Gut, aus Gold oder Silber, bestehen.“[2] Sobald jedoch die kapitalistische Warenproduktion da ist, wird alles auf den Kopf gestellt: „Die Konstituierung des Wertes muß aufhören, weil er nur noch Tauschwert sein kann.”[3] Und „weil nicht der Wert konstituiert werden konnte, kann auch das Geld nicht bloß Geld sein, nicht vollständig seiner Idee entsprechen“[4]. „Bei einer gerechten Vergeltung im Tausche (müßte) der Tauschwert der Produkte äqual sein der Arbeitsquantität, die sie gekostet haben, müßten in den Produkten immer gleiche Arbeitsquantitäten ausgetauscht werden.“ Aber selbst vorausgesetzt, daß jedermann gerade die Gebrauchswerte produziert, die ein anderer braucht, „müßte, da es sich hier um menschliche Erkenntnis und

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[1] l. c., Bd. II, S. 104 f. – [Fußnote im Original]

[2] l. c., Bd. I, S. 99. – [Fußnote im Original]

[3] I. c., Bd. I, S. 175. – [Fußnote im Original]

[4] l. c.. Bd. I, S. 176. [Fußnote im Original]