Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 193

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Abteilungen v. Kirchmanns überhaupt keinen begreiflichen Sinn. Da hier Werkzeuge mit Möbeln, Rohstoffe mit Nahrungsmitteln zusammengeworfen sind, die Kleider eine Abteilung für sich bilden, so sind offenbar gar keine sachlichen Standpunkte der Reproduktion, sondern reine Willkür bei dieser Einteilung maßgebend gewesen. Es könnte an sich ebensogut oder schlecht eine Abteilung für Lebensmittel, Kleider und Baulichkeiten, eine andere für Apothekerwaren und eine dritte für Zahnbürsten fingiert werden. Es kam v. Kirchmann offenbar nur darauf an, die gesellschaftliche Arbeitsteilung anzudeuten und für den Austausch einige möglichst „gleich große“ Produktenmengen vorauszusetzen. Allein der Austausch selbst, um den es sich bei der ganzen Beweisführung dreht, spielt im v. Kirchmannschen Beispiel gar keine Rolle, da nicht Wert, sondern Produktenmenge, Masse der Gebrauchswerte als solcher zur Verteilung gelangt. Andererseits findet in dem interessanten „Ort“ der v. Kirchmannschen Phantasie erst Verteilung der Produkte statt, alsdann soll darauf, nach geschehener Verteilung, der allgemeine Austausch stattfinden, während es auf der platten Erde der kapitalistischen Produktion bekanntlich der Austausch ist, der umgekehrt die Verteilung des Produkts einleitet und vermittelt. Dabei passieren in der v. Kirchmannschen Verteilung die wunderlichsten Dinge: Zwar besteht der Preis der Produkte, also auch des gesellschaftlichen Gesamtprodukts, „wie man weiß“, nur aus „Arbeitslohn und Kapitalzins“, nur aus v + m, und das Gesamtprodukt gelangt auch demgemäß restlos zur individuellen Verteilung unter die Arbeiter und Unternehmer, allein v. Kirchmann hat dabei zu seinem Pech eine schwache Erinnerung bewahrt, daß zu jeglicher Produktion so etwas wie Werkzeuge und Rohstoffe gehören. Er schmuggelt auch in seinem „Ort“ unter den Nahrungsmitteln Rohstoffe und unter Möbeln Werkzeuge ein, es fragt sich aber alsdann, wem bei der allgemeinen Verteilung diese unverdaulichen Dinge zufallen: den Arbeitern als Lohn oder den Kapitalisten als Unternehmergewinn? Beide Teile würden sich wohl bedanken. Und unter solchen Voraussetzungen soll dann noch der Clou der Vorstellung stattfinden: der Austausch zwischen den Arbeitern und den Unternehmern. Der grundlegende Austauschakt der kapitalistischen Produktion: der zwischen Lohnarbeitern und Kapitalisten, wird von v. Kirchmann aus dem Austausch zwischen lebendiger Arbeit und Kapital in einen Produktenaustausch verwandelt! Nicht der erste Akt: der Austausch zwischen Arbeitskraft und variablem Kapital, sondern der zweite: die Realisierung des aus variablem Kapital erhaltenen Lohns, wird in den Mittelpunkt des Getriebes gestellt und umgekehrt der ganze Warenaustausch der kapitalistischen

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