Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 157

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einstellen, sagen die anderen, wenn ihr eure Anstrengungen, aufzuhäufen und zu reproduzieren, verdoppelt. Ihr täuscht euch, wenn ihr glaubt, daß unsere Märkte überfüllt sind, nur die Hälfte unserer Magazine ist gefüllt, füllen wir auch die andere Hälfte: Diese neuen Reichtümer werden sich, die einen gegen die anderen, eintauschen und neues Leben dem Handel einflößen.“ Hier hat Sismondi mit ausgezeichneter Klarheit den wirklichen Brennpunkt der Kontroverse herausgehoben und formuliert.

In der Tat steht und fällt die ganze Position MacCullochs mit der Behauptung, der Austausch sei in Wirklichkeit Austausch von Waren gegen Waren. Jede Ware stelle also nicht nur ein Angebot, sondern ihrerseits eine Nachfrage dar. Das Zwiegespräch gestaltete sich darauf in folgender Weise: MacCulloch: „Nachfrage und Angebot sind Ausdrücke, die nur korrelativ und wandelbar sind. Das Angebot einer Art von Gut bestimmt die Nachfrage nach einem anderen. So entsteht eine Nachfrage nach einer gegebenen Menge landwirtschaftlicher Produkte, wenn eine Menge Industrieprodukte, deren Herstellung ebensoviel gekostet hat, dagegen in Tausch angeboten wird, und es entsteht andererseits eine tatsächliche Nachfrage nach dieser Menge Industrieprodukte, wenn eine Menge landwirtschaftlicher Produkte, die dieselben Ausgaben verursacht haben, als Gegenwert angeboten wird.“[1] Die Finte des Ricardianers liegt auf der Hand: Er beliebt von der Geldzirkulation abzusehen und so zu tun, als ob Waren unmittelbar mit Waren gekauft und bezahlt wären.

Aus den Bedingungen hockentwickelter kapitalistischer Produktion sind wir plötzlich versetzt in die Zeiten des primitiven Tauschhandels, wie er noch heute im Innern Afrikas gedeihen mag. Der entfernt richtige Kern der Mystifikation besteht darin, daß in der einfachen Warenzirkulation das Geld lediglich die Rolle des Vermittlers spielt. Aber gerade die Dazwischenkunft dieses Vermittlers, die in der Zirkulation W – G – W (Ware – Geld – Ware) die beiden Akte, den Verkauf und den Kauf, getrennt und zeitlich und örtlich voneinander unabhängig gemacht hat, bringt es mit sich, daß jeder Verkauf durchaus nicht gleich vom Kauf gefolgt zu werden braucht, und zweitens, daß Kauf und Verkauf durchaus nicht an dieselben Personen gebunden sind, ja nur in seltenen Ausnahmefällen zwischen denselben „Personae dramatis“ sich abspielen werden. Diese widersinnige Unterstellung macht aber gerade MacCulloch, indem er einerseits Industrie, andererseits Landwirtschaft als Käufer und Verkäufer zugleich einander entgegenstellt. Die Allgemeinheit der Kategorien, die auch noch in ihrer Totalität als Austauschende aufgeführt werden, maskiert hier die

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[1] l. c., S. 470. – [Fußnote im Original]