Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 152

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duktion, dies ist der Nutzen, welcher aus dem Reichtum entsteht; der zweite ist die Fähigkeit zu arbeiten, die sich aus dem Leben selbst ergibt. Unter dem Namen Reichtum verstehen wir jetzt ebenso das Grundeigentum wie das Kapital, und unter dem Namen Nutzen begreifen wir ebenso das Nettoeinkommen, welches den Eigentümern gegeben wird, wie den Gewinn des Kapitalisten.“ Also sämtliche Produktionsmittel werden als „Reichtum“ aus dem „Nationaleinkommen“ ausgeschieden; [welch] letzteres aber in Mehrwert und in Arbeitskraft oder richtiger deren Äquivalent – variables Kapital – zerfällt. Wir hätten hier also, wenn auch nicht deutlich genug herausgehoben, die Einteilung in konstantes Kapital, variables Kapital und Mehrwert. Im nächsten Augenblick stellt sich aber heraus, daß Sismondi unter „Nationaleinkommen“ das jährliche gesellschaftliche Gesamtprodukt versteht: „Ebenso besteht die jährliche Produktion oder das Ergebnis aller Jahresarbeiten aus zwei Teilen; der eine ist der Nutzen, der sich aus dem Reichtum ergibt, der andere ist die Fähigkeit zu arbeiten, den wir dem Teil des Reichtums gleichsetzen, gegen welchen er in Tausch gegeben wird, oder den Unterhaltsmitteln der Arbeiter.“ Hier wird das Gesamtprodukt der Gesellschaft dem Werte nach in zwei Teile, variables Kapital und Mehrwert, aufgelöst, das konstante Kapital verschwindet, und wir sind angelangt bei dem Smithschen Dogma, wonach der Preis aller Waren sich in v + mauflöst (oder aus v + mzusammensetzt) oder, mit anderen Worten, das Gesamtprodukt nur aus Konsummitteln (für Arbeiter und Kapitalisten) besteht.

Von hier aus tritt Sismondi an die Frage der Realisierung des Gesamtprodukts heran. Da einerseits die Summe der Einkommen in der Gesellschaft aus Löhnen und Profiten vom Kapital sowie aus Grundrente besteht, also v + mdarstellt, andererseits das Gesamtprodukt der Gesellschaft sich gleichfalls dem Werte nach in v + mauflöst, so „halten sich das Nationaleinkommen und die jährliche Produktion gegenseitig die Waage“ und müssen einander (an Wert) gleich sein: „Die ganze jährliche Produktion wird jährlich verzehrt, aber da dies zum Teil durch Arbeiter geschieht, welche ihre Arbeit dagegen in Tausch geben, verwandeln sie sie in (variables) Kapital und erzeugen sie aufs neue; der andere Teil wird von den Kapitalisten, welche dagegen ihr Einkommen eintauschen, verbraucht.“ „Die Gesamtheit des jährlichen Einkommens ist dazu bestimmt, gegen die Gesamtheit der jährlichen Produktion eingetauscht zu werden.” Daraus konstruiert Sismondi endlich im VI. Kapitel des zweiten Buches: „Wechselseitige Bestimmung der Produktion durch die Konsumtion und der Ausgaben durch das Einkommen“, das folgende exakte Gesetz der Re-

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