Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 151

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mens, diese dreißig Sack erzeugen sich für niemand wieder. Er wird dann Arbeiter heranziehen, er wird sie Wälder ausroden, Sümpfe in seiner Nachbarschaft trockenlegen und einen Teil der Wüste unter Kultur legen lassen. Diese Arbeiter werden weitere dreißig Sack Getreide aufessen; für sie wird dies ein Aufwand sein, sie sind imstande, diesen Aufwand zu machen als Preis ihres Einkommens, will sagen ihrer Arbeit; für den Farmer wird es ein Tausch sein, er wird diese dreißig Sack in fixes Kapital verwandelt haben. (Hier verwandelt Sismondi variables Kapital gar in fixes! Er will sagen: Für diese dreißig Sack, die sie als Lohn kriegten, stellen die Arbeiter Produktionsmittel her, die der Farmer zur Erweiterung seines fixen Kapitals wird verwenden können – R. L.) Es bleiben ihm nun noch vierzig Sack; diese wird er in diesem Jahre aussäen anstatt der zwanzig, die er im vorigen Jahre gesät hat, dies wird sein Umlaufkapital sein, welches er verdoppelt hat. So sind die hundert Sack verzehrt worden, aber von diesen hundert sind siebzig für ihn sicher angelegt worden, welche erheblich vermehrt wiedererscheinen, die einen in der nächsten Ernte, die anderen in den darauffolgenden Ernten. Die Vereinzelung des Farmers, den wir als Beispiel gewählt haben, läßt uns die Schranken einer solchen Tätigkeit noch besser erkennen. Wenn er in diesem Jahre nur sechzig Sack von den hundert, die er geerntet, hat verzehren können, wer wird im folgenden Jahre die zweihundert Sack essen, welche durch die Vermehrung seiner Aussaat gewonnen worden sind? Man wird sagen: seine Familie, welche sich vermehrt hat. Gewiß, aber die menschlichen Generationen vermehren sich nicht so schnell wie die Unterhaltsmittel. Wenn unser Farmer genug Arme hätte, um jedes Jahr die eben erwähnte Tätigkeit zu verdoppeln, würde sich seine Getreideernte jedes Jahr verdoppeln, während sich seine Familie höchstens alle fünfundzwanzig Jahre verdoppeln könnte.“

Trotz der Kindlichkeit des Beispiels kommt zum Schluß die entscheidende Frage zum Vorschein: Wo ist der Absatz für den kapitalisierten Mehrwert? Die Akkumulation des Kapitals kann die Produktion der Gesellschaft ins ungemessene steigern. Wie ist es aber mit der Konsumtion der Gesellschaft? Diese ist durch das Einkommen verschiedener Art bestimmt. Der wichtige Gegenstand wird von Sismondi im V. Kapitel des zweiten Buches dargelegt: „Teilung des Nationaleinkommens unter die verschiedenen Klassen der Bürger.“

Hier macht Sismondi einen neuen Versuch, das Gesamtprodukt der Gesellschaft in Teilen darzustellen: „Unter diesem Gesichtspunkt besteht das Nationaleinkommen aus zwei Teilen: Der eine begreift die jährliche Pro-

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