Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 148

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dern nur unter ganz bestimmten historischen Verhältnissen Kapital, zweitens ist der Begriff des Kapitals mit Produktionsmitteln nicht erschöpft. In der kapitalistischen Gesellschaft – alles andere, was Sismondi außer acht gelassen, vorausgesetzt – sind Produktionsmittel nur ein Teil des Kapitals, nämlich konstantes Kapital.

Was Sismondi hier aus dem Konzept gebracht hat, ist offenbar der Versuch, den Begriff des Kapitals mit sachlichen Gesichtspunkten der gesellschaftlichen Reproduktion in Zusammenhang zu bringen. Solange er oben den Einzelkapitalisten im Auge hatte, zählte er als Bestandteile des Kapitals neben Produktionsmitteln auch die Lebensmittel des Arbeiters auf – was wiederum vom sachlichen Standpunkte der Reproduktion des Einzelkapitals schief ist. Sobald er dann den Versuch macht, die sachlichen Grundlagen der gesellschaftlichen Reproduktion ins Auge zu fassen und den Anlauf zur richtigen Unterscheidung zwischen Konsummitteln und Produktionsmitteln macht, zerrinnt ihm der Begriff des Kapitals unter den Händen.

Sismondi fühlt aber selbst, daß mit Produktionsmitteln allein weder Produktion noch Ausbeutung vonstatten gehen kann, ja, er hat das richtige Empfinden, daß der Schwerpunkt des Ausbeutungsverhältnisses gerade im Austausch mit der lebendigen Arbeitskraft liegt. Und nachdem er soeben das Kapital ganz auf konstantes Kapital reduziert hatte, reduziert er es im nächsten Augenblick ganz auf variables:

„Der Landbebauer, der alles Getreide zurückgelegt hatte, dessen er bis zur nächsten Ernte zu bedürfen glaubte, sah ein, daß es für ihn vorteilhafter wäre, den Überschuß seines Getreides dazu zu benutzen, um andere Menschen, die für ihn die Erde bearbeiteten und neues Getreide entstehen ließen, zu ernähren; ferner die, welche seinen Flachs spinnen und seine Wolle weben“ usw. „Bei dieser Tätigkeit tauschte der Landbebauer einen Teil seines Einkommens gegen Kapital ein (so in der entsetzlichen Übersetzung des Herrn Prager; in Wirklichkeit muß es heißen: verwandelte einen Teil seines Einkommens in Kapital – R. L.), und so ist in der Tat der Vorgang, wie neues Kapital sich bildet.[1] Das Korn, was er geerntet hatte über das hinaus, dessen er bei seiner eigenen Arbeit zur Ernährung bedurfte, und über das hinaus, was er aussäen mußte, um seinen Betrieb auf der alten Höhe zu erhalten, bildete einen Reichtum, welchen er fortgeben, verschwenden, im Müßiggang verbrauchen konnte, ohne da-

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[1] „En faisant cette opération, le cultivateur changeait une partie de son revenu en un capital; et c'est en effer toujours ainsi qu’un capital nouveau se forme.“ (Nouveaux principes ..., 2. Aufl., Bd. I, S. 88.) – [Fußnote im Original]