Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 147

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welche er dem Arbeiter zur Verfügung gestellt hat, nimmt er für sich vorweg den größten Teil der Früchte der Arbeit.“ Dies ist der Kapitalgewinn. Das, was von dem Reichtum nach der zweimaligen Abschöpfung durch den Grundbesitzer und den Kapitalisten übrigbleibt, ist Arbeitslohn, Einkommen des Arbeiters. Und Sismondi fügt hinzu: „Er verzehrt es, ohne daß es sich erneuert.“ Sismondi stellt hier beim Lohn – ebenso wie bei der Rente – das Sich-nicht-wieder-Erneuern als das Merkmal des Einkommens – im Unterschied vom Kapital – auf. Dies ist jedoch nur in bezug auf die Rente und den konsumierten Teil des Kapitalgewinns richtig; der als Lohn verzehrte Teil des gesellschaftlichen Produkts hingegen erneuert sich wohl: in der Arbeitskraft des Lohnarbeiters – für ihn selbst als die Ware, die er stets von neuem auf den Markt bringen kann, um von ihrem Verkauf zu leben, und für die Gesellschaft als die sachliche Gestalt des variablen Kapitals, die bei der jährlichen Gesamtreproduktion stets wiedererscheinen muß, wenn die Reproduktion nicht ein Defizit erleiden soll.

Doch so weit, so gut. Wir haben bis jetzt nur zwei Tatsachen erfahren: Die Produktivität der Arbeit erlaubt die Ausbeutung der Arbeitenden durch Nichtarbeitende, die Trennung der Arbeitenden von den Produktionsmitteln macht die Ausbeutung der Arbeitenden zur tatsächlichen Grundlage der Teilung des Einkommens. Was jedoch Einkommen, was Kapital ist, wissen wir noch immer nicht, und Sismondi geht daran, es aufzuklären. Wie es Leute gibt, die nur tanzen können, wenn sie von der Ofenecke aus anfangen, so muß Sismondi immer wieder von seinem Robinson den Anlauf nehmen. „In den Augen des Einzelmenschen ... war aller Reichtum nichts anderes als ein Vorrat, aufgesammelt für den Augenblick des Bedürfnisses. Indessen unterschied auch er schon zwei Dinge bei dieser Aufbewahrung; einen Teil, welchen er aufbewahrte, um ihn später für seinen unmittelbaren oder nahezu unmittelbaren Gebrauch zu verwenden, und einen anderen, den er bestimmt hatte zur Verwendung für eine neue Produktion. So sollte ein Teil seines Getreides ihn bis zur künftigen Ernte ernähren, ein anderer Teil, welchen er zur Aussaat bestimmt hatte, sollte im folgenden Jahre Frucht tragen. Die Bildung der Gesellschaft und die Einführung des Tausches gestattete fast bis ins unendliche die Vermehrung dieser Aussaat, dieses fruchtbringenden Teils des angesammelten Reichtums: Dies heißt man Kapital.“

Dies heißt man nur Galimathias. Nach Analogie der Aussaat identifiziert hier Sismondi Produktionsmittel mit Kapital, was in zweifacher Hinsicht falsch ist. Erstens sind die Produktionsmittel nicht an sich, son-

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