Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 142

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Preises; die Inhaber von Anweisungen auf Provinzialbanken laufen täglich Gefahr, durch häufige und gewissermaßen epidemisch auftretende Bankrotte der Bankiers zugrunde gerichtet zu werden, und der ganze Staat ist in allen seinen Vermögensbeziehungen den größten Zuckungen ausgesetzt, wenn ein feindlicher Einfall oder eine Revolution den Kredit der Nationalbank erschüttert. Die englische Nation hat es für sparsamer befunden, auf die Bodenbestellungsarten zu verzichten, die viel Handarbeit erfordern, und hat die Hälfte der Landbebauer, die seine Felder bewohnten, verabschiedet ebenso wie die Handwerker in den Städten; die Weber machen Platz den ‚power looms‘ (Dampfwebstuhl) und erliegen heute dem Hunger; sie hat es für sparsamer befunden, alle Arbeiter auf den niedrigsten Lohn zu setzen, mit dem sie leben können, so daß die Arbeiter, die nur noch Proletarier sind, keine Furcht hegen, sich in ein noch tieferes Elend zu stürzen, wenn sie immer zahlreichere Familien aufziehen; sie hat es für sparsamer befunden, die Irländer nur mit Kartoffeln zu nähren und ihnen nur Lumpen zur Kleidung zu geben, und so bringt jedes Schiff täglich Legionen Irländer, die zu billigerem Preise arbeiten als die Engländer und diese aus allen Gewerben vertreiben. Was sind also die Früchte dieses ungeheuren angehäuften Reichtums? Haben sie eine andere Wirkung gehabt, als die Sorgen, die Entbehrungen, die Gefahr eines vollständigen Untergangs allen Klassen mitzuteilen? Hat England, als es die Menschen über den Dingen vergaß, nicht den Zweck den Mitteln geopfert?“[1]

Man muß gestehen, daß dieser der kapitalistischen Gesellschaft vor bald hundert Jahren vorgehaltene Spiegel an Deutlichkeit wie an Vollständigkeit nichts zu wünschen übrigläßt. Sismondi legt den Finger in alle wunden Stellen der bürgerlichen Ökonomie: Ruin des Kleingewerbes, Entvölkerung des platten Landes, Proletarisierung der Mittelschichten, Verelendung der Arbeiter, Verdrängung der Arbeiter durch Maschinerie, Arbeitslosigkeit, Gefahren des Kreditsystems, soziale Kontraste, Unsicherheit der Existenz, Krisen, Anarchie. Seine herbe und eindringliche Skepsis fiel namentlich wie ein schriller Mißton in den satten Optimismus der vulgärökonomischen Harmonieduselei, die sich bereits in England wie in Frankreich in den Personen dort MacCullochs, hier J. B. Says breitmachte und die ganze offizielle Wissenschaft beherrschte. Man kann sich leicht vorstellen, welchen tiefen und peinlichen Eindruck Äußerungen machen mußten wie die folgenden:

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[1] J. C. L. Simonde de Sismondi: Neue Grundsätze der Politischen Ökonomie. Übersetzt von Robert Prager, Berlin 1901, Bd. I, S. XIII. – [Fußnote im Original]