Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 104

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sondern diese Größen selbst sind ständig schwankende „abhängige Variable“ der kapitalistischen Profitaussichten. Es fragt sich also, ob der natürliche Zuwachs der Arbeiterbevölkerung auch einen neuen Zuwachs der zahlungsfähigen Nachfrage über das variable Kapital hinaus bedeutet. Das kann nicht der Fall sein. In unserem Schema ist die einzige Quelle der Geldmittel für die Arbeiterklasse das variable Kapital. Das variable Kapital begreift also im voraus den Zuwachs der Arbeiterschaft mit ein. Eins von beiden: Entweder sind die Löhne so bemessen, daß sie auch den Nachwuchs der Arbeiter ernähren, dann kann der Nachwuchs nicht noch einmal als Grundlage der erweiterten Konsumtion in Rechnung gezogen werden. Oder das ist nicht der Fall, dann müssen jugendliche Arbeiter, der Nachwuchs, selbst Arbeit liefern, um Lohn und Lebensmittel zu bekommen. Dann ist der arbeitende Nachwuchs eben in der Zahl der beschäftigten Arbeiter bereits einbegriffen. Der natürliche Zuwachs der Bevölkerung kann uns also den Akkumulationsprozeß im Marxschen Schema nicht erklären.

Doch halt Die Gesellschaft besteht – auch unter der Herrschaft des Kapitalismus – nicht bloß aus Kapitalisten und Lohnarbeitern. Außer diesen beiden Klassen gibt es noch eine große Masse der Bevölkerung: Grundbesitzer, Angestellte, liberale Berufe: Ärzte, Rechtsanwälte, Künstler, Wissenschaftler, es besteht noch die Kirche mit ihren Dienern, der Geistlichkeit, und endlich der Staat mit seinen Beamten und dem Militär. Alle diese Bevölkerungsschichten sind weder den Kapitalisten noch den Lohnarbeitern im kategorischen Sinne beizuzählen. Sie müssen aber von der Gesellschaft ernährt und erhalten werden. Es werden also wohl diese außer den Kapitalisten und Arbeitern bestehenden Schichten sein, deren Nachfrage die Erweiterung der Produktion erforderlich macht. Doch ist dieser Ausweg bei näherem Zusehen nur ein scheinbarer. Die Grundbesitzer sind als Verzehrer der Rente, d. h. eines Teils des kapitalistischen Mehrwerts, augenscheinlich der Kapitalistenklasse zuzuzählen, ihre Konumtion ist hier, wo wir den Mehrwert in seiner ungeteilten, primären Form betrachten, in der Konsumtion der Kapitalistenklasse bereits berücksichtigt. Die liberalen Berufe bekommen ihre Geldmittel, d. h. ihre Anweisungen auf einen Teil des gesellschaftlichen Produkts, meist direkt oder indirekt aus der Hand der Kapitalistenklasse, die sie mit Splittern ihres Mehrwerts abfindet. Soweit sind sie als Verzehrer des Mehrwerts mit ihrer Konsumtion der Kapitalistenklasse beizuzählen. Dasselbe gilt von der Geistlichkeit, nur daß diese zum Teil ihre Mittel auch von den Arbeitenden, also aus den Arbeiterlöhnen bezieht. Endlich der Staat mit seinen

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