Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 80

https://rosaluxemburgwerke.de/buecher/band-5/seite/80

Trotzdem hat das Schema seine volle wissenschaftliche Bedeutung. Dies in zwiefacher Hinsicht. Praktisch fällt auch bei erweiterter Reproduktion stets der allergrößte Teil des Gesamtprodukts unter die Gesichtspunkte der einfachen Reproduktion. Letztere bildet die breite Basis, auf der jeweilig die Ausdehnung der Produktion über die bisherigen Schranken hinaus stattfindet. Theoretisch bildet ebenso die Analyse der einfachen Reproduktion den unumgänglichen Ausgangspunkt jeder exakten wissenschaftlichen Darstellung der erweiterten Reproduktion. Das Schema der einfachen Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals führt somit von selbst über sich hinaus: zum Problem der erweiterten Reproduktion des Gesamtkapitals.

Wir kennen schon die historische Eigentümlichkeit der erweiterten Reproduktion auf kapitalistischer Basis: Sie muß sich darstellen als Kapitalakkumulation, dies ihre spezifische Form und Bedingung zugleich. Das heißt, die gesellschaftliche Gesamtproduktion – die auf kapitalistischer Basis eine Produktion von Mehrwert ist – kann nur in dem Sinne und in dem Maße jeweilig erweitert werden, wie das bisherige tätige Kapital der Gesellschaft einen Zuwachs aus dem von ihm produzierten Mehrwert erhält. Die Verwendung eines. Teils des Mehrwerts – und zwar eines wachsenden Teils – zu produktiven Zwecken statt zur persönlichen Konsumtion der Kapitalistenklasse oder zur Aufschatzung – dies ist die Basis der erweiterten Reproduktion unter kapitalistischen Produktionsverhältnissen.

Element der erweiterten Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals ist – genau wie bei der früher vorausgesetzten einfachen – die Reproduktion des Einzelkapitals. Geht doch die Gesamtproduktion – ob sie als einfache oder als erweiterte betrachtet wird – tatsächlich nur unter der Form von zahllosen selbständigen Reproduktionsbewegungen privater Einzelkapitale vor sich. Die erste erschöpfende Analyse der Akkumulation des Einzelkapitals ist gegeben im Band I des Marxschen „Kapitals“, siebenter Abschnitt, Kapitel 22 und 23. Hier behandelt Marx die Teilung des Mehrwerts in Kapital und Einkommen, die Umstände, die unabhängig von der Teilung des Mehrwerts in Kapital und Revenue die Akkumulation des Kapitals bestimmen, wie Ausbeutungsgrad der Arbeitskraft und Produktivität der Arbeit, ferner das Wachstum des fixen Kapitals im Verhältnis zum zirkulierenden als Moment der Akkumulation, endlich die

Nächste Seite »