Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 644

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verwendet werden oder aber zum Austausch mit anderen dienen, ob die Produkte jeder Person, die die Töpferei betreibt, nur von ihr selbst benutzt werden oder aber sämtliche hergestellte Dinge insgemein allen Mitgliedern der Gemeinschaft dienen. Man sieht, es sind mannigfaltige gesellschaftliche Beziehungen, die den Charakter der Produktionsform in einer Gesellschaft bestimmen können: Arbeitsteilung, Verteilung der Produkte unter die Konsumenten, Austausch. Aber all diese Seiten des wirtschaftlichen Lebens sind selbst bestimmt durch einen ausschlaggebenden Faktor der Produktion. Daß die Verteilung der Produkte sowie der Austausch selbst nur Folgeerscheinungen sein können, erhellt auf den ersten Blick. Damit die Produkte unter die Konsumenten verteilt oder ausgetauscht werden können, müssen sie vor allem erst hergestellt werden. Die Produktion selbst also ist das erste und wichtigste Moment des wirtschaftlichen Lebens der Gesellschaft. Im Prozesse der Produktion aber ist das entscheidende: In welchem Verhältnisse stehen die Arbeitenden zu ihren Produktionsmitteln? Jede Arbeit erfordert bestimmte Rohstoffe, eine bestimmte Arbeitsstätte und dann – bestimmte Werkzeuge. Wir wissen bereits, eine wie hohe Bedeutung den Werkzeugen der Arbeit und ihrer Herstellung im Leben der menschlichen Gesellschaft zukommt. Die menschliche Arbeitskraft tritt hinzu, um mit diesen Werkzeugen und den übrigen toten Produktionsmitteln die Arbeit zu verrichten und die zum Leben der Gesellschaft nötigen Konsummittel im weitesten Sinne herzustellen. Das Verhältnis nun der arbeitenden Menschen zu ihren Produktionsmitteln ist die erste Frage der Produktion und ihr ausschlaggebender Faktor. Wir meinen hier nicht das technische Verhältnis, nicht die größere oder geringere Vollkommenheit der Produktionsmittel, mit denen die Menschen arbeiten, nicht die Art und Weise, wie sie bei ihrer Arbeit verfahren. Wir meinen das gesellschaftliche Verhältnis von menschlicher Arbeitskraft und den toten Produktionsmitteln, nämlich die Frage, wem die Produktionsmittel gehören. Im Laufe der Zeiten hat sich dieses Verhältnis vielfach geändert. Jedesmal änderte sich aber damit auch der ganze Charakter der Produktion, die Gestaltung der Arbeitsteilung, die Verteilung der Produkte, die Richtung und der Umfang des Austausches und schließlich das ganze materielle und geistige Leben der Gesellschaft. Je nachdem die Arbeitenden Uwe Produktionsmittel gemeinsam besitzen oder jeder einzelne für sich oder gar nicht besitzen, sondern umgekehrt zusammen mit den Produktionsmitteln selbst als Produktionsmittel Eigentum Nichtarbeitender sind oder als Unfreie an die Produktionsmittel gefesselt oder als Freie, die keine Produktionsmittel besitzen, gezwungen sind, ihre Arbeitskraft

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