Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 612

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schaft, Gleichheit der Rechte, allgemeine Erziehung werden die nächste höhere Stufe der Gesellschaft einweihen, auf die Erfahrung, Vernunft und Wissenschaft stetig hinarbeiten. Sie wird eine Wiederbelebung sein – aber in höherer Form – der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit der alten Gentes.“[1]

Die Leistung Morgans war für die Erkenntnis der Wirtschaftsgeschichte von weittragender Bedeutung. Er hat die uralte kommunistische Wirtschaft, die bis dahin nur in lauter Einzelfällen entdeckt und nicht erklärt war, als allgemeine Regel auf die breite Basis einer folgerichtigen Kulturentwicklung und namentlich der Gentilverfassung gestellt. Der Urkommunismus mit der ihm entsprechenden Demokratie und sozialen Gleichheit waren damit als die Wiege der gesellschaftlichen Entwicklung erwiesen. Durch diese Erweiterung der Horizonte der vorgeschichtlichen Vergangenheit hat er die ganze heutige Zivilisation mit Privateigentum, Klassenherrschaft, Männerherrschaft, Zwangsstaat und Zwangsehe bloß als eine kurze vorübergehende Phase hingestellt, die, ebenso wie sie selbst erst aus der Auflösung der uralten kommunistischen Gesellschaft entstanden war, in der Zukunft ihrerseits höheren sozialen Formen Platz machen müsse. Damit hat Morgan aber eine mächtige neue Stütze dem wissenschaftlichen Sozialismus geliehen. Während Marx und Engels auf dem Wege der ökonomischen Analyse des Kapitalismus den unvermeidlichen historischen Übergang der Gesellschaft zur kommunistischen Weltwirtschaft für die nächste Zukunft nachgewiesen und damit den sozialistischen Bestrebungen eine feste wissenschaftliche Basis gegeben hatten, hat Morgan gewissermaßen den ganzen gewaltigen Vorbau zu dem Marx-Engelsschen Werk geliefert, indem er nachwies, daß die kommunistisch-demokratische Gesellschaft, wenn auch in anderen, primitiveren Formen, die ganze lange Vergangenheit der menschlichen Kulturgeschichte vor der heutigen Zivilisation umfaßt. Den revolutionären Bestrebungen der Zukunft bot somit die adelige Überlieferung der grauen Vergangenheit die Hand, der Kreis der Erkenntnis schloß sich harmonisch zusammen, und aus dieser Perspektive erschien die heutige Welt der Klassenherrschaft und der Ausbeutung, die das all und einzige der Kultur, das höchste Ziel der Weltgeschichte darzustellen vorgab, bloß als eine winzige vorübergehende Etappe auf dem großen Kulturvormarsch der Menschheit.

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[1] Lewis H. Morgan: Die Urgesellschaft. Untersuchungen über den Fortschritt der Menschheit aus der Wildheit durch die Barbarei zur Zivilisation, Stuttgart, 1908, S. 474 f.