Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 59

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den notwendige Arbeit als variables Kapital und die zur Erhaltung der Nichtarbeitenden notwendige als Mehrwert.

In der kapitalistischen Gesellschaft beruht aber die Zirkulation zwischen den zwei großen Abteilungen auf Warenaustausch, auf Austausch von Äquivalenten. Die Arbeiter und Kapitalisten der Abteilung I können nur soviel Lebensmittel von der Abteilung II erhalten, wie sie ihr an der eigenen Ware, an Produktionsmitteln, liefern können. Der Bedarf der Abteilung II an Produktionsmitteln wird aber bemessen durch die Größe ihres konstanten Kapitals. Daraus folgt also, daß die Summe des variablen Kapitals und des Mehrwerts in der Produktion der Produktionsmittel – hier (1000 v + 1000 m) I – dem konstanten Kapital in der Produktion der Lebensmittel – hier 2000 c II – gleich sein muß.

Eine wichtige Bemerkung muß noch zu dem obigen Schema gemacht werden. Das angegebene konstante Kapital seiner beiden Abteilungen ist in Wirklichkeit nur ein Teil des von der Gesellschaft angewandten konstanten Kapitals. Letzteres zerfällt in fixes – Baulichkeiten, Werkzeuge, Arbeitstiere –, das in mehreren Produktionsperioden fungiert, in jeder aber nur mit einem Teil seines Wertes – im Verhältnis zum eigenen Verschleiß – in das Produkt eingeht, und in zirkulierendes – Rohstoffe, Hilfsstoffe, Heizungs- und Beleuchtungsstoffe –, das in jeder Produktionsperiode ganz mit dem Wert in das neue Produkt eingeht. Für die Reproduktion kommt aber nur der Teil der Produktionsmittel in Betracht, der wirklich in die Wertproduktion eingeht, der übrige, außerhalb des Produkts übriggebliebene und fortfungierende Teil des fixen Kapitals muß zwar im Auge behalten, kann jedoch bei der exakten Darstellung der gesellschaftlichen Zirkulation außer Betracht gelassen werden, ohne die Richtigkeit der Darstellung zu beeinträchtigen. Dies kann leicht bewiesen werden.

Denken wir uns das konstante Kapital 6000 c der I. und der II. Abteilung, das in das Jahresprodukt dieser Abteilung tatsächlich eingeht, als bestehend aus 1500 c fixem und 4500 c zirkulierendem, wobei die 1500 c fixes den Jahresverschleiß der Baulichkeiten, Maschinen, Arbeitstiere darstellen usw. Dieser Jahresverschleiß sei gleich 10 Prozent des Gesamtwerts des fixen Kapitals, das in Anwendung kommt. Dann hätten wir in Wirklichkeit in den beiden Abteilungen 15 000 c fixes + 4500 c zirkulierendes Kapital, zusammen also 19 500 c + 1500 v an gesellschaftlichem Gesamtkapital. Das ganze fixe Kapital jedoch, dessen Lebensdauer (bei 10 Prozent Jahresverschleiß) auf 10 Jahre angenommen wird, muß erst nach 10 Jahren erneuert werden. Inzwischen geht jedes Jahr ein Zehntel seines

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