und ein Profit, der den Unternehmer bei guter Lust erhält, weiter das Geschäft zu treiben. So ist für alle gesorgt ohne die alten plumpen Mittel des Feudalismus. Also heißt es den „Reichtum der Nationen“ fördern, wenn man den Reichtum des kapitalistischen Unternehmers fördert, der das Ganze im Betrieb erhält und die goldene Ader des Reichtums: die Lohnarbeit, zur Ader läßt. Also fort mit allen Fesseln und Hindernissen der alten guten Zeit wie auch mit den neuersonnenen väterlichen Beglückungsmethoden des Staates. Freie Konkurrenz, freies Ausleben des Privatkapitals, der ganze Steuer- und Staatsapparat im Dienste der kapitalistischen Unternehmer – und alles wird zum besten gehen in dieser besten der Welten!
Dies war das ökonomische Evangelium der Bourgeoisie, herausgeschält aus allen Hüllen, und damit war die Nationalökonomie in ihrem Kern und ihrer wahren Gestalt endgültig aus der Taufe gehoben. Freilich, die praktischen Reformvorschläge und Mahnungen der Bourgeoisie an den Feudalstaat scheiterten in ihren Versuchen so hoffnungslos, wie die historischen Versuche, neuen Wein in alte Schläuche zu gießen, noch allemal gescheitert sind. Der Hammer der Revolution brachte in 24 Stunden fertig, was ein halbes Jahrhundert reformerischer Flickversuche nicht vermocht hatte. Es war die Tat der politischen Machteroberung, was der Bourgeoisie die Bedingungen ihrer Herrschaft in die Hand gab. Aber die Nationalökonomie war neben philosophischen, naturrechtlichen und sozialen Theorien des Aufklärungszeitalters und an erster Stelle unter ihnen ein Mittel der Selbstbesinnung, eine Formulierung des Klassenbewußtseins der Bourgeoisie und als solche Vorbedingung und Ansporn zur revolutionären Tat. Bis in seine blassesten Ausläufer war das Werk der bürgerlichen Welterneuerung in Europa von dem Gedankeninhalt der klassischen Nationalökonomie gespeist. In England holt sich die Bourgeoisie in ihrer Sturm-und-Drang-Periode des Kampfes um den Freihandel, mit dem sie ihre Herrschaft auf dem Weltmarkt inaugurierte, die Waffen aus dem Arsenal von Smith-Ricardo. Und auch die Reformen der Stein-Hardenberg-Scharnhorstschen Periode, die den feudalen Plunder Preußens nach den bei Jena empfangenen Schlägen etwas modern zurechtputzen und lebensfähig machen wollten[1], schöpften ihre Ideen aus den Lehren der eng-
[1] 1807 gelangte in Preußen, nach dessen militärischen Niederlagen bei Jena und Auerstedt 1806 gegen Frankreich und dem Friedensdiktat Napoleons 1807, die Reformpartei innerhalb der Beamtenschaft an die Regierung. Ihre Hauptrepräsentanten waren der Freiherr Heinrich Karl vom und zum Stein, Karl August von Hardenberg und Gerhard Johann David von Scharnhorst. Mit dem Oktober- und dem Regulierungsedikt von 1807 bzw. 1811 leiteten sie die persönliche Befreiung der leibeigenen Bauern und die Agrarreform ein und setzten bürgerliche Reformen in der Wirtschaft, der Stadt- und Staatsverwaltung und der Wehrverfassung durch. Mit diesen Reformen von oben wurde die kapitalistische Entwicklung zwar gefördert, aber die politischen und ökonomischen Machtpositionen des Adels blieben im Prinzip erhalten.