der Akkumulation gesprochen werden? Das Kapital hat ja dabei weder das Bedürfnis noch die Möglichkeit, über diese „Grenze“ hinauszueilen. Denn wenn die Produktion das eine Mal – in der Phase der Bauerschen „Überakkumulation“ – über das Wachstum der Arbeiterklasse hinausschießt, so bleibt sie dafür in der folgenden Phase der „Unterakkumulation“ wieder hinter der verfügbaren Arbeiterbevölkerung zurück. In dem Bauerschen „Mechanismus“ gibt es auf diese Weise im ganzen gar kein überschüssiges Kapital, das sich über seine „Grenze“ hinausheben könnte. Schließt doch diese Theorie, wie wir gesehen haben, gerade aus denselben Gründen die Bildung einer Kapitalreserve und die plötzliche Expansionsfähigkeit der Produktion aus. Überfluß an Kapital taucht hier nur als vorübergehende Phase auf, um periodisch unweigerlich durch das entgegengesetzte Extrem: Mangel an Kapital, ersetzt zu werden; beide Phasen lösen einander in der Bauerschen Theorie mit der pedantischen Regelmäßigkeit des Neumonds und Vollmonds ab. Irgendwelche „Grenzen“ gibt es da für die Kapitalakkumulation ebensowenig wie eine Tendenz, sie zu übersteigen; sagt doch Bauer ausdrücklich, die Akkumulation werde fortwährend zu dieser Grenze selbsttätig zurückgeführt durch den „Mechanismus der kapitalistischen Produktion selbst“ (l. c., S. 873). Ein Konflikt zwischen Ausdehnungsdrang und einer angeblichen Schranke des Kapitals existiert hier also gar nicht. Diese Begriffe quält Bauer seinem „Mechanismus“ nur an, um irgendwie eine künstliche Brücke von jener Auffassung zum Imperialismus zu schlagen. Das gezwungene dieser Konstruktion bestätigt am besten die Auslegung, die er dem Imperialismus vom Standpunkte seiner Theorie zu geben genötigt ist.
Da die Achse, um die das Kapital nach Bauer pendelt, die Arbeiterklasse ist, so heißt bei Bauer Erweiterung der Grenzen der Akkumulation: Vergrößerung der Arbeiterbevölkerung I So schwarz auf weiß zu lesen in der „Neuen Zeit“ (l. c., S. 873). „Zunächst ist die Akkumulation durch das Wachstum der Arbeiterbevölkerung begrenzt. Der Imperialismus vermehrt nun gewaltig die Arbeitermasse, die gezwungen ist, dem Kapital ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Er bewirkt dies, indem er die alten Produktionsweisen der Kolonialgebiete zersetzt und dadurch Millionen zwingt, entweder in kapitalistische Gebiete auszuwandern oder in ihrer Heimat selbst dem dort angelegten europäischen oder amerikanischen Kapital zu fronen. Da – bei gegebener organischer Zusammensetzung des Kapitals – die Größe der Akkumulation durch das Wachstum der verfügbaren Arbeiterbevölkerung bestimmt ist, ist der Imperialismus also in der Tat ein Mittel, die Grenzen der Akkumulation weiter zu spannen.“