Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 497

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wegen eines Wechsels in der Zusammensetzung des Kapitals, der nicht der Entwicklung der Produktivkraft geschuldet wäre, sondern einem Steigen im Geldwert des variablen Kapitals (wegen der gestiegnen Löhne) und der ihr entsprechenden Abnahme im Verhältnis der Mehrarbeit zur notwendigen Arbeit.“ (Das Kapital, Bd. III, Teil 1, S. 233.) [Karl Marx: Das Kapital, Dritter Band. In: Karl Marx/Friedrich Engels: Werke, Bd. 25, S. 261/262.]

Diesem Zitat hängt Bauer das folgende Schwänzchen an: „Dieser Punkt bezeichnet die absolute Grenze der Akkumulation. Wird er erreicht, so erfolgt die Anpassung der Akkumulation an das Bevölkerungswachstum (will sagen, wie stets bei Bauer: Wachstum der Arbeiterbevölkerung – R. L.) in einer verheerenden Krise” usw. Demnach muß der unkundige Leser annehmen, es handle sich bei Marx genau wie bei Bauer um die ständige Anpassung des Kapitals an die Arbeiterbevölkerung, was Bauer gleichsam nur abkürzend mit eigenen Worten wiedergebe.

Nun, dem von Bauer angeführten Zitat geht in demselben Kapitel bei Marx fast unmittelbar voraus das Folgende:

„Diese Plethora (Überfluß – R. L.) des Kapitals erwächst aus denselben Umständen, die eine relative Überbevölkerung hervorrufen, und ist daher eine diese letztre ergänzende Erscheinung, obgleich beide auf entgegengesetzten Polen stehn, unbeschäftigtes Kapital auf der einen und unbeschäftigte Arbeiterbevölkerung auf der andren Seite.“ (Kapital, Bd. III, Teil 1, S. 233.) [Karl Marx: Das Kapital, Dritter Band. In: Karl Marx/ Friedrich Engels: Werke, Bd. 25, S. 261.]

Wie wird uns? Nach Bauer bedeutet ja „Überakkumulation“ nichts anderes als Überfluß an Kapital im Verhältnis zum Wachstum der Arbeiterbevölkerung, Überfluß an Kapital also immer identisch mit Mangel an Arbeiterbevölkerung wie Unterakkumulation, d. h. Mangel an Kapital, immer identisch mit Überfluß an Arbeiterbevölkerung. Bei Marx gerade umgekehrt. Überfluß an Kapital zugleich mit Überfluß an Arbeiterbevölkerung, beides aus denselben – dritten Umständen herrührend.

Und in demselben Kapitel nach der von Bauer zitierten Stelle etwas weiter auf S. 238:

„Es ist kein Widerspruch, daß diese Überproduktion von Kapital begleitet ist von einer mehr oder minder großen relativen Überbevölkerung.

Dieselben Umstände, die die Produktivkraft der Arbeit erhöht, die Masse der Warenprodukte vermehrt, die Märkte ausgedehnt, die Akkumulation des Kapitals, sowohl der Masse wie dem Wert nach, beschleunigt und die Profitrate gesenkt haben, dieselben Umstände haben eine relative Über-

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