Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 431

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gen öffentlichen Lebens, mit dem Imperialismus. Die äußeren typischen Erscheinungen der imperialistischen Periode: der Wettkampf der kapitalistischen Staaten um Kolonien und Interessensphären, um Anlagemöglichkeiten für das europäische Kapital, das internationale Anleihesystem, Militarismus, Hochschutzzoll, vorherrschende Rolle des Bankkapitals und der Kartellindustrie in der Weltpolitik, sind heute allgemein bekannt. Ihre Verknüpfung mit der letzten Phase der kapitalistischen Entwicklung, ihre Bedeutung für die Akkumulation des Kapitals liegen so offen zutage, daß sie von den Trägern wie von den Gegnern des Imperialismus klar erkannt und anerkannt werden. Die Sozialdemokratie kann sich jedoch mit dieser empirischen Erkenntnis nicht begnügen. Es gilt für sie, das ökonomisch Gesetzmäßige jenes Zusammenhanges in exakter Weise aufzuspüren, die eigentliche Wurzel des großen und bunten Komplexes von Erscheinungen des Imperialismus zu packen. Denn wie stets in solchen Fällen, kann erst die exakte theoretische Erfassung des Problems an der Wurzel auch unserer Praxis im Kampfe mit dem Imperialismus jene Sicherheit, Zielklarheit und Schlagkraft verleihen, die für die Politik des Proletariats unerläßlich sind. Vor dem Erscheinen des Marxschen „Kapitals“ waren die Tatsachen der Ausbeutung, der Mehrarbeit, des Profits wohlbekannt. Aber erst die exakte Theorie des Mehrwertes und seiner Bildung, des Lohngesetzes und der industriellen Reservearmee, wie sie Marx auf seiner Werttheorie aufgebaut hat, haben der Praxis des Klassenkampfes die eherne Basis gegeben, auf der sich die deutsche und in ihren Fußtapfen die internationale Arbeiterbewegung bis zum Weltkriege entwickelten. Daß die Theorie allein es nicht tut, daß man mitunter mit der besten Theorie die schofelste Praxis verbinden kann, beweist gerade der heutige Zusammenbruch der deutschen Sozialdemokratie. Aber dieser Zusammenbruch ergab sich nicht infolge, sondern trotz der Marxschen theoretischen Erkenntnis, und er kann nur dann und nur dadurch überwunden werden, daß die Praxis der Arbeiterbewegung in Einklang mit ihrer Theorie gebracht wird. Und wie im ganzen und allgemeinen, so können wir auf jedem wichtigeren Teilgebiete des Klassenkampfes nur aus der Marxschen Theorie, aus den vielen ungehobenen Schätzen der Marxschen Fundamentalwerke eine ganz feste Grundlage unserer Position gewinnen.

Daß die Erklärung der ökonomischen Wurzel des Imperialismus speziell aus den Gesetzen der Kapitalakkumulation abgeleitet und mit ihnen in Einklang gebracht werden muß, unterliegt keinem Zweifel, da der Imperialismus im ganzen schon nach allgemeiner empirischer Wahrnehmung nichts anderes als eine spezifische Methode der Akkumulation ist. Wie ist

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