Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 40

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Mechanismus zusammenstellen möchte, dürfte bald an der Aufgabe verzweifeln. Wie bei alledem schließlich das gesellschaftliche Kapital jährlich immer wieder erneuert, die Konsumtion aller durch das Einkommen gesichert wird und zugleich die einzelnen ihre Kapital- und Einkommensgesichtspunkte einhalten – dies erscheint noch unendlich entfernt von der Lösung. Es ist aber nötig, sich die ganze Ideenwirre und die Fülle der widersprechenden Gesichtspunkte zu vergegenwärtigen, um zu ermessen, wieviel Licht erst Marx in das Problem hineingetragen hat.

Fangen wir mit dem letzten Dogma Ad. Smith’ an, das allein genügte, um das Reproduktionsproblem in der klassischen Nationalökonomie scheitern zu lassen. Die Wurzel der bizarren Vorstellung Smith’, daß das Gesamtprodukt der Gesellschaft in seinem Werte in lauter Löhne, Profite und Grundrenten restlos aufgehen müßte, liegt gerade in seiner wissenschaftlichen Erfassung der Werttheorie. Arbeit ist die Quelle alles Wertes. Jede Ware ist, als Wert betrachtet, Produkt der Arbeit und nichts mehr. Jede geleistete Arbeit ist aber als Lohnarbeit – diese Identifizierung der menschlichen Arbeit mit kapitalistischer Lohnarbeit ist gerade das klassische bei Smith – zugleich Ersatz für die ausgelegten Arbeitslöhne wie Überschuß aus unbezahlter Arbeit als Profit für den Kapitalisten und Rente für den Grundeigentümer. Was für jede einzelne Ware stimmt, muß für die Gesamtheit der Waren stimmen. Der gesamte Warenhaufen, der jährlich von der Gesellschaft produziert wird, ist als Wertquantum nur Produkt der Arbeit, und zwar sowohl bezahlter wie unbezahlter Arbeit, zerfällt also gleichfalls in lauter Löhne und Profite nebst Renten. Freilich kommen bei jeder Arbeit noch Rohstoffe, Instrumente usw. in Betracht. Allein, was sind diese Rohstoffe und Instrumente anderes als gleichfalls Produkte der Arbeit, und zwar wiederum teils bezahlter, teils unbezahlter Arbeit. Wir können so weit zurückgehen, so viel drehen und wenden, wie wir wollen, wir werden im Wert resp. Preis sämtlicher Waren nichts finden, was nicht einfach menschliche Arbeit wäre. Jede Arbeit zerfällt aber in einen Teil, der Löhne ersetzt, und einen anderen, der an die Kapitalisten und Grundbesitzer geht. Es gibt nichts als Löhne und Profite – es gibt aber doch Kapital –, Kapital der einzelnen und Kapital der Gesellschaft. Wie also aus diesem krassen Widerspruch herauskommen? Daß hier in der Tat eine äußerst harte theoretische Nuß vorlag, beweist die Tatsache, wie lange Marx selbst sich in die Materie hineinbohrte, ohne zunächst vorwärtszukommen und einen Ausweg zu finden, wie man dies in seinen „Theorien über den Mehrwert“, I, S. 179–252 [Karl Marx: Theorien über den Mehrwert, Erster Teil. In: Karl Marx, Friedrich Engels:

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