Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 38

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Schema des Physiokratismus ist hier aufgelöst in einen Wust von Begriffen und Beziehungen, die auf den ersten Blick ein Chaos darstellen. Aus diesem Chaos treten aber bereits halb und halb neue, tiefer, moderner und lebendiger als bei Quesnay gepackte Zusammenhänge des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses hervor, die in dem Chaos unfertig steckenbleiben, wie Michelangelos Sklave in seinem Marmorblock.

Das ist das eine Bild, das Smith zum Problem liefert. Gleichzeitig aber faßt er es von einer ganz anderen Seite – von der Wertanalyse an. Gerade dieselbe über die Physiokraten hinausführende Theorie von der wertschaffenden Eigenschaft jeder Arbeit sowohl wie die streng kapitalistische Unterscheidung jeder Arbeit in bezahlte (den Lohn ersetzende) sowie unbezahlte (Mehrwert schaffende) Arbeit wie endlich die strenge Spaltung des Mehrwerts in seine zwei Hauptkategorien: Profit und Grundrente – lauter Fortschritte über die physiokratische Analyse hinaus –, verleiteten Smith zu jener merkwürdigen Behauptung, der Preis jeder Ware bestehe aus Lohn + Profit + Grundrente oder kürzer, im Marxschen Ausdruck, aus v + m. Daraus folgte, daß auch die Gesamtheit der von der Gesellschaft jährlich hergestellten Waren in ihrem totalen Wert in diese zwei Teile: Löhne und Mehrwert, restlos zerfalle. Hier verschwand plötzlich die Kategorie des Kapitals gänzlich, die Gesellschaft produziert nichts als Einkommen, nichts als Konsumartikel, die auch von der Gesellschaft ganz verzehrt werden. Die Reproduktion ohne Kapital wird zum Rätsel, und die Analyse des Problems im ganzen macht einen gewaltigen Schritt hinter die Physiokraten zurück.

Die Nachfolger Smith’ fassen seine Doppeltheorie just von der falschen Seite an. Während die wichtigen Ansätze zu einer exakten Darstellung des Problems, die er im zweiten Buch gibt, bis auf Marx unberührt blieben, wurde die im ersten Buch gegebene grundfalsche Preisanalyse von den meisten seiner Nachfolger als teure Erbschaft gehoben und entweder unbekümmert akzeptiert, wie bei Ricardo, oder zum flachen Dogma fixiert, wie bei Say. Wo bei Smith fruchtbare Zweifel und anregende Widersprüche waren, tritt bei Say die anmaßende Unerschütterlichkeit des Vulgarus. Für Say wird die Smithsche Beobachtung, daß, was für den einen Kapital, für den anderen Einkommen sein könne, zum Grund, jede Unterscheidung zwischen Kapital und Einkommen auf gesellschaftlichem Maßstab überhaupt für absurd zu erklären. Die Absurdität hingegen, daß der Gesamtwert der jährlichen Produktion in lauter Einkommen eingehe und konsumiert werde, wird von Say zum Dogma von absoluter Gültigkeit erhoben. Da die Gesellschaft somit jedes Jahr ihr Gesamtprodukt restlos

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