Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 377

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aber der Baumwollbau mit sich. Als Folge des amerikanischen Sezessionskrieges und des englischen Baumwollhungers, der den Preis der Baumwolle von 60 bis 80 Pf pro Kilo auf 4 bis 5 M hinaufgetrieben hatte, wurde auch Ägypten von einem Fieber des Baumwollbaus ergriffen. Alles baute Baumwolle, vor allem aber die vizekönigliche Familie. Landraub in größtem Maßstab, Konfiskation, erzwungener „Kauf“ oder einfacher Diebstahl vergrößerten rasch die vizeköniglichen Ländereien ungeheuer. Zahllose Dörfer verwandelten sich plötzlich in königliches Privateigentum, ohne daß jemand den rechtlichen Grund hierfür zu erklären wüßte. Und dieser gewaltige Güterkomplex sollte in kürzester Frist zu Baumwollplantagen verwendet werden. Dies stellte aber die ganze Technik des traditionellen ägyptischen Landbaus auf den Kopf. Eindämmung des Landes, um die Baumwollfelder vor der regelmäßigen Nilüberschwemmung zu schützen, dafür reichliches und geregeltes künstliches Bewässern, tiefes und unermüdliches Pflügen, das dem mit dem Pflug aus den Pharaonenzeiten seinen Boden leicht kratzenden Fellah ganz unbekannt war, endlich die intensive Arbeit bei der Ernte – alles dies stellte enorme Anforderungen an die Arbeitskraft Ägyptens. Diese Arbeitskraft war aber immer dieselbe Fronbauernschaft, über die der Staat unumschränktes Verfügungsrecht sich anmaßte. Die Fellachen waren schon zu Tausenden auf die Fron bei dem Stauwerk von Kaliub getrieben, bei dem Suezkanal, jetzt wurden sie beansprucht für Dammbauten, Kanalarbeiten und Plantagen auf den vizeköniglichen Gütern. Jetzt brauchte der Khedive die 20 000 Sklaven, die er der Suezgesellschaft zur Verfügung gestellt hatte, für sich, woraus sich der erste Konflikt mit dem französischen Kapital ergab. Ein Schiedsrichterspruch Napoleons III. erkannte der Suezgesellschaft eine Abfindungssumme von 67 Millionen Mark zu,[1] in die der Khedive um so leichteren Herzens einwilligen konnte, als sie doch schließlich aus denselben Fellachen herausgeschunden werden sollte, um deren Arbeitskraft sich der Streit drehte. Nun ging es an Bewässerungsarbeiten. Hierzu wurden massenhaft Dampfmaschinen aus England und Frankreich bezogen, Zentrifugalpumpen und Lokomobilen. Viele Hunderte davon wanderten aus England nach Alexandrien und weiter auf Dampfschiffen, Nilbooten und Kamelrücken nach allen Richtungen ins Land. Zur Bodenbearbeitung wurden Dampfpflüge benötigt, zumal 1864 eine Rinderpest sämtliches Vieh weggerafft hatte. Auch diese Maschinen kamen meist aus England. Das

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[1] Diesen Schiedsrichterspruch zu den Differenzen zwischen dem Khediven und der Suezkanalgesellschaft fällte Napoleon III. am 2. August 1864. Der ägyptische Vizekönig nahm ihn am 18. August 1864 an.