Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 363

https://rosaluxemburgwerke.de/buecher/band-5/seite/363

ten Staaten war der Krieg Ausgangspunkt der Umwälzung, in Südafrika war er ihr Abschluß. Das Ergebnis war dasselbe: der Sieg des Kapitals über die kleine Bauernwirtschaft, die ihrerseits auf den Trümmern der primitiven naturalwirtschaftlichen Organisation der Eingeborenen erstanden war. Der Widerstand der Burenrepubliken gegen England war ebenso aussichtslos wie der Widerstand des amerikanischen Farmers gegen die Kapitalsherrschaft in den Vereinigten Staaten. In der neuen Südafrikanischen Union, die, eine Verwirklichung des imperialistischen Programms Cecil Rhodes’, an Stelle der kleinen Bauernrepubliken einen modernen Großstaat setzt, hat nunmehr das Kapital offiziell das Kommando übernommen. Der alte Gegensatz zwischen Engländern und Holländern ist in dem neuen Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit ertränkt worden: Beide Nationen haben ihre rührende Verbrüderung in der Union mit der bürgerlichen und politischen Entrechtung von 5 Millionen farbiger Arbeiterbevölkerung durch eine Million weißer Ausbeuter besiegelt. Dabei sind nicht bloß die Neger der Burenrepubliken leer ausgegangen, sondern den Negern der Kapkolonie, die von der englischen Regierung ehemals politische Gleichberechtigung erhalten hatten, ihre Rechte zum Teil genommen worden. Und dieses edle Werk, das die imperialistische Politik der Konservativen durch einen schamlosen Gewaltstreich gekrönt hat, sollte gerade von der liberalen Partei vollendet werden – unter dem frenetischen Beifall „der liberalen Kretins Europas“, die mit Stolz und Rührung in der völligen Selbstverwaltung und Freiheit, die England der Handvoll Weißer in Südafrika schenkte, den Beweis feierten, welche schöpferische Macht und Größe doch noch dem Liberalismus in England innewohne.

Der Ruin des selbständigen Handwerks durch die Konkurrenz des Kapitals ist ein Kapitel für sich, das weniger geräuschvoll, aber nicht minder qualvoll ist. Die kapitalistische Hausindustrie ist der dunkelste Abschnitt dieses Kapitels. Es erübrigt sich hier, auf diese Erscheinungen näher einzugehen.

Allgemeines Resultat des Kampfes zwischen Kapitalismus und einfacher Warenwirtschaft ist dies: Das Kapital tritt selbst an Stelle der einfachen Warenwirtschaft, nachdem es die Warenwirtschaft an Stelle der Naturalwirtschaft gesetzt hatte. Wenn der Kapitalismus also von nichtkapitalistischen Formationen lebt, so lebt er, genauer gesprochen, von dem Ruin dieser Formationen, und wenn er des nichtkapitalistischen Milieus zur Akkumulation unbedingt bedarf, so braucht er es als Nährboden, auf dessen Kosten, durch dessen Aufsaugung die Akkumulation sich vollzieht.

Nächste Seite »