Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 304

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habe Aussicht auf neue Vergrößerung des Absatzes in jenen Kreisen. Damit ist jedoch erst die Hälfte der Bedingungen zur Akkumulation gegeben. Zwischen Lipp’ und Kelchesrand kann noch manches passieren. Jetzt stellt sich nämlich als zweite Voraussetzung der Akkumulation die Notwendigkeit ein, entsprechende sachliche Elemente der Produktionserweiterung vorzufinden. Wo nehmen wir die her, da wir soeben das Mehrprodukt gerade in Gestalt der Produkte I, d. h. als Produktionsmittel, in Geld verwandelt, und zwar außerhalb der kapitalistischen Produktion abgesetzt haben? Die Transaktion, die uns zur Realisierung des Mehrwerts verholfen, hat uns gleichsam durch die andere Tür die Voraussetzungen zur Verwandlung dieses realisierten Mehrwerts in die Gestalt des produktiven Kapitals entführt. Und so scheint es, daß wir vom Regen in die Traufe gekommen sind. Sehen wir näher zu.

Wir operieren hier mit dem c sowohl in der Abteilung I wie in der Abteilung II, wie wenn es der gesamte konstante Kapitalteil der Produktion wäre. Dies ist aber, wie wir wissen, falsch. Nur der Einfachheit des Schemas halber ist hier davon abgesehen worden, daß das c, welches in der I. und II. Abteilung des Schemas figuriert, bloß ein Teil des gesamten konstanten Kapitals ist, nämlich der jährlich zirkulierende, in der Produktionsperiode aufgezehrte, auf die Produkte übertragene Teil. Es wäre aber total absurd, anzunehmen, die kapitalistische Produktion (und auch jede beliebige) würde in jeder Produktionsperiode ihr gesamtes konstantes Kapital aufbrauchen und es in jeder Periode von neuem schaffen. Im Gegenteil, im Hintergrund der Produktion, wie sie im Schema dargestellt, ist die ganze große Masse von Produktionsmitteln vorausgesetzt, deren periodische Gesamterneuerung im Schema durch die jährliche Erneuerung des aufgebrauchten Teils angedeutet ist. Mit der Steigerung der Produktivität der Arbeit und der Erweiterung des Produktionsumfangs wächst diese Masse nicht nur absolut, sondern auch relativ zu dem Teil, der jeweilig in der Produktion konsumiert wird. Damit wächst aber auch die potentielle Wirksamkeit des konstanten Kapitals. Für die Erweiterung der Produktion kommt zunächst die stärkere Anspannung dieses Teils des konstanten Kapitals ohne dessen direkte Wertvergrößerung in Betracht.

„In der extraktiven Industrie, den Bergwerken z. B., bilden die Rohstoffe keinen Bestandteil des Kapitalvorschusses. Der Arbeitsgegenstand ist hier nicht Produkt vorhergegangner Arbeit, sondern von der Natur gratis geschenkt. So Metallerz, Minerale, Steinkohlen, Steine etc. Hier besteht das konstante Kapital fast ausschließlich in Arbeitsmitteln, die ein vermehrtes Arbeitsquantum sehr gut vertragen können (Tag- und Nacht-

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