Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 268

https://rosaluxemburgwerke.de/buecher/band-5/seite/268

mittel spielen eine immer größere Rolle im Produktionsprozeß und auf dem Warenmarkt. Der Arbeiter tritt gegenüber der Maschine in den Hintergrund, und zugleich tritt in den Hintergrund die aus der Konsumtion des Arbeiters entstehende Nachfrage im Vergleich mit der Nachfrage, welche aus der produktiven Konsumtion der Produktionsmittel entsteht. Das ganze Getriebe der kapitalistischen Wirtschaft nimmt den Charakter eines gleichsam für sich selbst existierenden Mechanismus an, in welchem die Konsumtion der Menschen als ein einfaches Moment des Prozesses der Reproduktion und der Zirkulation des Kapitals erscheint.“[1] Diese Entdeckung betrachtet Tugan als das Grundgesetz der kapitalistischen Wirtschaftsweise, und ihre Bestätigung kommt in einem ganz handgreiflichen Phänomen zum Ausdruck: Mit dem Fortgang der kapitalistischen Entwicklung wächst die Abteilung der Produktionsmittel im Verhältnis zur Abteilung der Konsumtionsmittel und auf ihre Kosten immer mehr. Gerade Marx hat bekanntlich dieses Gesetz selbst aufgestellt, und seine schematische Darstellung der Reproduktion beruht auf diesem Gesetz, obschon Marx die dadurch herbeigeführten Verschiebungen der Einfachheit halber nicht in der weiteren Entwicklung seines Schemas zahlenmäßig berücksichtigt hat. Hier also, in dem automatischen Wachstum der Abteilung der Produktionsmittel im Vergleich zu der Abteilung der Konsumtionsmittel hat Tugan den einzigen objektiven exakten Beweis für seine Theorie gefunden, daß in der kapitalistischen Gesellschaft die menschliche Konsumtion immer unwichtiger, die Produktion immer mehr Selbstzweck wird. Diesen Gedanken macht er zum Eckstein seines ganzen theoretischen Gebäudes. „In allen industriellen Staaten“, verkündet er, „tritt uns dieselbe Erscheinung entgegen – überall folgt die Entwicklung der Volkswirtschaft demselben fundamentalen Gesetz. Die Montanindustrie, welche die Produktionsmittel für die moderne Industrie schafft, wird immer mehr in den Vordergrund gerückt. Somit kommt in der relativen Abnahme des Exports derjenigen britischen Fabrikate, dia in den unmittelbaren Verbrauch eingehen, auch das Grundgesetz der kapitalistischen Entwicklung zum Ausdruck: Je mehr die Technik fortschreitet, desto mehr treten die Konsumtionsmittel zurück gegenüber den Produktionsmitteln. Die Menschenkonsumtion spielt eine immer geringere Rolle gegenüber der produktiven Konsumtion der Produktionsmittel.“[2]

Wiewohl Tugan auch dieses „fundamentale Gesetz“ leibhaftig und fertig direkt von Marx bezogen hat, wie seine sämtlichen „fundamentalen“

Nächste Seite »



[1] 1.c., S. 27. – [Fußnote im Original]

[2] l. c., S. 58. – [Fußnote im Original]