rung des kapitalistischen Gesamtprodukts im Innern der Gesellschaft unmöglich, sie kann nur dank den auswärtigen Märkten gelingen. Hier mündet Nikolai-on, trotz ganz verschiedener theoretischer Ausgangspunkte, mit Woronzow in den gleichen Schluß, dessen Moral, auf Rußland angewendet, die ökonomische Begründung der Skepsis im Verhältnis zum Kapitalismus bildet. In Rußland hat die kapitalistische Entwicklung, der auswärtige Märkte von vornherein abgeschnitten sind, nur Schattenseiten, nur Verelendung der Volksmassen ergeben, und deshalb war die Förderung des Kapitalismus in Rußland ein verhängnisvoller „Fehler“.
Hier angelangt, donnert Nikolai-on wie ein alttestamentarischer Prophet: „Anstatt uns an die jahrhundertealten Überlieferungen zu halten, anstatt das von uns ererbte Prinzip der festen Verbindung des unmittelbaren Produzenten mit den Produktionsmitteln zu entwickeln, anstatt die Errungenschaften der westeuropäischen Wissenschaft zu benutzen, um sie auf Produktionsformen anzuwenden, die auf dem Besitz der Produktionsmittel durch die Bauern beruhen, anstatt die Produktivität ihrer Arbeit durch die Konzentrierung der Produktionsmittel in ihren Händen zu erhöhen, anstatt uns nicht die westeuropäische Form der Produktion, wohl aber ihre Organisation zunutze kommen zu lassen, ihre starke Kooperation, ihre Arbeitsteilung, ihre Maschinen usw. usw., anstatt das Prinzip zu entwickeln, das dem bäuerlichen Grundbesitz zugrunde liegt, und es auf die bäuerliche Bodenbearbeitung anzuwenden, anstatt dem Bauerntum zu diesem Zwecke den Zutritt zur Wissenschaft und deren Anwendung weit zu öffnen: anstatt alles dessen haben wir den direkt entgegengesetzten Weg eingeschlagen. Wir haben nicht bloß die Entwicklung kapitalistischer Produktionsformen nicht verhindert, trotzdem sie auf der Expropriation des Bauerntums basieren, sondern wir haben umgekehrt mit allen Kräften die Umkrempelung unseres ganzen wirtschaftlichen Lebens gefördert, die zu der Hungersnot des Jahres 1891 geführt hat.“ Das Übel sei bereits weit gediehen, doch sei es noch nicht zu spät zur Umkehr. Im Gegenteil, eine völlige Reform der ökonomischen Politik sei für Rußland eine ebenso dringende Notwendigkeit angesichts der drohenden Proletarisierung und des drohenden Untergangs wie seinerzeit die alexandrinischen Reformen nach dem Krimkriege[1]. Die soziale Reform, die Nikolai-on empfiehlt, ist
[1] Durch die Niederlage Rußlands im Krimkrieg 1853–1856 sah sich die herrschende Klasse gezwungen, zwischen 1861 und 1870 eine Reihe von Reformen durchzuführen, die mit feudalen Überresten behaftet waren, aber die kapitalistische Entwicklung in Rußland vorantrieben. Die wichtigsten Reformen betrafen die Aufhebung der Leibeigenschaft (1861), die Bildung ländlicher und städtischer Selbstverwaltungsorgane (1864), die Reorganisation des Finanzwesens (1860) und des Heeres (ab 1862), Veränderungen im Volksbildungs- (1863) und Gerichtswesen (1864) sowie in der Zensur (1865).