Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 23

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So spielt die kapitalistische Reproduktion wie die Produktion fortwährend zwischen der Produktionsstätte und dem Warenmarkt, zwischen dem Privatkontor und Fabrikraum, zu denen „Unbefugten der Zutritt streng verboten“ und wo des Einzelkapitalisten souveräner Wille höchstes Gesetz ist, und dem Warenmarkt, dem niemand Gesetze vorschreibt und wo kein Wille und keine Vernunft sich geltend machen. Aber gerade in der Willkür und Anarchie, die auf dem Warenmarkt herrschen, macht sich dem Einzelkapitalisten seine Abhängigkeit von der Gesellschaft, von der Gesamtheit der produzierenden und konsumierenden Einzelglieder fühlbar. Zur Erweiterung seiner Reproduktion braucht er zuschüssige Produktionsmittel und Arbeitskräfte nebst Lebensmitteln für diese, aber das Vorhandensein solcher hängt von Momenten, Umständen, Vorgängen ab, die hinter seinem Rücken, ganz unabhängig von ihm sich vollziehen. Um seine vergrößerte Produktenmasse realisieren zu können, braucht er einen erweiterten Absatzmarkt, aber die tatsächliche Erweiterung der Nachfrage im allgemeinen wie insbesondere nach seiner Warengattung ist eine Sache, der gegenüber er völlig machtlos ist.

Die aufgezählten Bedingungen, die alle den immanenten Widerspruch zwischen privater Produktion und Konsumtion und gesellschaftlichem Zusammenhang beider zum Ausdruck bringen, sind keine neuen Momente, die erst bei der Reproduktion auftreten. Es sind die allgemeinen Widersprüche der kapitalistischen Produktion. Sie bieten sich jedoch als besondere Schwierigkeiten des Reproduktionsprozesses dar, und zwar aus folgenden Gründen: Unter dem Gesichtswinkel der Reproduktion, namentlich der erweiterten Reproduktion, erscheint die kapitalistische Produktionsweise nicht bloß in ihren allgemeinen Grundcharakteren, sondern auch in einem bestimmten Bewegungsrhythmus als ein Prozeß in seinem Fortgang, wobei das spezifische Ineinandergreifen der einzelnen Zahnräder seiner Produktionsperioden zum Vorschein kommt. Unter diesem Gesichtswinkel lautet also die Frage nicht in ihrer Allgemeinheit: Wie vermag jeder Einzelkapitalist die Produktionsmittel und Arbeitskräfte vorzufinden, die er braucht, und die Waren auf dem Markt abzusetzen, die er hat produzieren lassen, obwohl es gar keine gesellschaftliche Kontrolle und Planmäßigkeit gibt, die Produktion und Nachfrage miteinander in Einklang bringen würde? Die Antwort auf diese Frage lautet: Einerseits sorgen der Drang der Einzelkapitale nach Mehrwert und die Konkurrenz unter ihnen wie auch die automatischen Wirkungen der kapitalistischen Ausbeutung und der kapitalistischen Konkurrenz dafür, daß sowohl jegliche Waren, also auch Produktionsmittel hergestellt werden

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