Verteilung haftet. Es ist also v. Kirchmann, der diesmal das Problem wieder aufnimmt, das früher von Sismondi auf die Tagesordnung gestellt war. Bei alledem ist v. Kirchmann mit der Beleuchtung und Lösung des Problems durch Sismondi keineswegs einverstanden, er steht eher auf seiten der Opponenten Sismondis. Er akzeptiert nicht nur die Ricardosche Theorie der Grundrente, nicht nur das Smithsche Dogma, „daß die Preise der Waren sich nur aus den zwei Teilen, aus dem Kapitalzins und dem Arbeitslohn, zusammensetzen“ (v. Kirchmann verwandelt den Mehrwert in „Kapitalzins“), sondern auch den Say–Ricardoschen Satz, daß Produkte nur mit Produkten gekauft werden und die Produktion ihren eigenen Absatz bilde, so daß, wo auf der einen Seite zuviel produziert zu sein scheine, auf der anderen Seite nur zuwenig produziert sei. Man sieht, v. Kirchmann folgt den Spuren der Klassiker, aber allerdings ist das eine „deutsche Klassikerausgabe“ – mit allerlei Wenn und Aber. So findet v. Kirchmann zunächst, daß das Saysche Gesetz des natürlichen Gleichgewichts zwischen Produktion und Nachfrage „die Wirklichkeit noch nicht erschöpfe“, und er fügt hinzu: „Es liegen noch andere Gesetze in dem Verkehr verborgen, welche die reine Verwirklichung dieser Sätze verhindern und durch deren Auffindung allein die gegenwärtige Überfüllung der Märkte erklärt werden kann, durch deren Auffindung aber vielleicht auch der Weg entdeckt werden kann, diesem großen Übel aus dem Wege zu gehen. Wir glauben, daß drei Verhältnisse in dem gegenwärtigen Systeme der Gesellschaft es sind, welche diese Widersprüche zwischen jenem unzweifelhaften Gesetze Says und der Wirklichkeit herbeiführen.“ Diese Verhältnisse sind: die „zu ungleiche Verteilung der Produkte“ – hier neigt sich v. Kirchmann, wie wir sehen, in gewissem Maße dem Standpunkt Sismondis zu –, die Schwierigkeiten, welche die Natur der menschlichen Arbeit in der Rohproduktion bereitet, endlich die Mangelhaftigkeit des Handels als der vermittelnden Operation zwischen Produktion und Konsumtion. Ohne uns auf die beiden letzten „Hindernisse“ des Sayschen Gesetzes näher einzulassen, betrachten wir die Argumentation v. Kirchmanns im Zusammenhang mit dem ersten Punkt:
„Das erste Verhältnis“, erklärt er, „kann kürzer dahin ausgedrückt werden, ‚daß der Arbeitslohn zu niedrig steht‘, daß daraus eine Stockung des Absatzes entsteht. Für denjenigen, der weiß, daß die Preise der Waren sich nur aus den zwei Teilen, aus dem Kapitalzins und dem Arbeitslohn, zusammensetzen, kann dieser Satz auffallend erscheinen; ist der Arbeitslohn niedrig, so sind auch die Warenpreise niedrig, und sind jene hoch, so sind auch diese hoch. (Man sieht, v. Kirchmann akzeptiert das