Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 187

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schaften und sozialistischen Schulen – der Proudhonisten, Blanquisten, der Anhänger Cabets, Louis Blancs usw.[1] – zum Ausdruck kommen und in der Februarrevolution, in der Proklamierung des „Rechts auf Arbeit“, in den Junitagen[2], in einer ersten Generalschlacht zwischen den zwei Welten der kapitalistischen Gesellschaft eine epochemachende Explosion der in ihrem Schoße verborgenen Widersprüche herbeiführen. Was die andere sichtbare Form dieser Widersprüche, die Krisen, betrifft, so verfügt man zu den Zeiten der zweiten Kontroverse über ein unvergleichlich reichlicheres Beobachtungsmaterial als zu Beginn der 20er Jahre des Jahrhunderts. Die Debatte zwischen Rodbertus und v. Kirchmann fand statt unter den unmittelbaren Eindrücken der Krisen von 1837[3], 1839[4], 1847[5], ja der ersten Weltkrise 1857[6] (die interessante Schrift Rodbertus’ „Die Handelskrisen und die Hypothekennoth der Grundbesitzer“ stammt aus dem Jahre 1858). Die inneren Widersprüche der kapitalistischen Wirtschaft gaben also vor den Augen Rodbertus’ noch ganz anders eine grelle Kritik auf die Harmonielehren der englischen Klassiker und ihrer Vulgarisatoren in England wie auf dem Kontinent ab als zu den Zeiten, da Sismondi seine Stimme erhob.

Daß die Kritik von Rodbertus übrigens unter dem direkten Einfluß der Sismondischen stand, bezeugt ein Zitat aus Sismondi in seiner ältesten

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[1] Die Proudhonisten waren Anhänger der nach Pierre-Joseph Proudhon (1809–1865) benannten anarchistischen Strömung und Lehre, die den Kapitalismus vom kleinbürgerlichen Standpunkt aus kritisierte und auf reformistischem Wege eine Gesellschaft selbständiger kleiner Warenproduzenten anstrebte. Die Blanquisten waren Anhänger des Revolutionärs Louis-Auguste Blanqui (1805–1881), der die Idee der gewaltsamen Machtergreifung durch eine Verschwörerorganisation vertrat und die revolutionäre Diktatur anstrebte.

Etienne Cabet (1788–1856) war Schriftsteller und utopischer Sozialist, der ausschließlich friedliche Kampfmethoden befürwortete. Louis Blanc (1811–1882), Publizist und Historiker, war einer der einflußreichsten Vertreter des französischen utopischen Sozialismus kleinbürgerlicher Richtung.

[2] Während der Revolution von 1848 erhoben sich die Arbeiter von Paris vom 23. bis 26. Juni gegen die Auflösung der Nationalwerkstätten. Das von seinen kleinbürgerlichen und bäuerlichen Verbündeten isolierte und ohne Gesamtleitung kämpfende Proletariat wurde von Armee und Mobilgarde niedergeworfen.

[3] Die Krise von 1837 war eine Überproduktionskrise, die besonders England und die USA erfaßte, wobei es in England zu einer Senkung der Produktion in der Schwerindustrie kam.

[4] Die Krise von 1839 war eine reine Geldkrise und nahm ihren Anfang, als die Vereinigte-Staaten-Bank 1839 die Liquidation anmelden mußte, da ihre Spekulation mit dem Monopol im Baumwollhandel in Pennsylvania im Sommer 1838 zusammengebrochen war.

[5] 1847 war über Europa eine allgemeine Handels- und Industriekrise hereingebrochen, die durch eine Reihe von Mißernten beschleunigt wurde. Ihr Hauptherd war England und die mit ihm verbundenen großen Handelsplätze. In Deutschland hatte diese Krise vor allem die Merkmale einer Unterkonsumtionskrise.

[6] Die erste Weltkrise, die sich von 1857 bis 1859 hinzog, breitete sich von den USA nach Europa aus und erfaßte den Aktien-, Waren-, Geld- und Kreditmarkt. Sie zwang die Bourgeoisie, von der Extensivierung zur Intensivierung ihrer Produktions- und Ausbeutungsmethoden überzugehen.