Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 178

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mechanismus bis ins einzelne erwiesen hat als die gesamte bürgerliche Nationalökonomie. Wenn Sismondi (im Buch VII, Kapitel VII) gegen Ricardo ruft: „Was, der Reichtum ist alles, die Menschen nichts?“, so kommt darin nicht bloß die „ethische“ Schwäche seiner kleinbürgerlichen Auffassung im Vergleich mit der streng klassischen Objektivität Ricardos zum Ausdruck, sondern auch der durch soziales Empfinden geschärfte Blick des Kritikers für lebendige gesellschaftliche Zusammenhänge der Ökonomie, also auch für deren Widersprüche und Schwierigkeiten, dem die steife Borniertheit der abstrakten Auffassung Ricardos und seiner Schule entgegensteht. Die Kontroverse hat nur unterstrichen, daß Ricardo wie die Epigonen Smith’ gleichermaßen nicht imstande waren, das ihnen von Sismondi aufgegebene Rätsel der Akkumulation auch nur zu erfassen, geschweige zu lösen.

2. Die Auflösung des Rätsels wurde aber auch schon dadurch unmöglich gemacht, weil die ganze Diskussion auf ein Nebengeleise geschoben und um das Problem der Krisen konzentriert wurde. Der Ausbruch der ersten Krise beherrschte naturgemäß die Diskussion, verhinderte aber ebenso naturgemäß auf beiden Seiten die Einsicht in die Tatsache, daß Krisen überhaupt nicht das Problem der Akkumulation, sondern bloß deren spezifische äußere Form, bloß ein Moment in der zyklischen Figur der kapitalistischen Reproduktion darstellen. Daraus ergab sich, daß die Debatte schließlich in ein doppeltes Quiproquo auslaufen mußte: Die eine Seite deduzierte dabei direkt aus den Krisen die Unmöglichkeit der Akkumulation, die andere direkt aus dem Warenaustausch die Unmöglichkeit der Krisen. Der weitere Verlauf der kapitalistischen Entwicklung sollte beide Deduktionen gleichermaßen ad absurdum führen.

Bei alledem bleibt Sismondis Kritik als erster theoretischer Alarmruf gegen die Kapitalsherrschaft von hoher historischer Bedeutung: Er zeigt die Auflösung der klassischen Ökonomie an, die mit den von ihr selbst wachgerufenen Problemen nicht fertig werden konnte. Wenn Sismondi gegen die Konsequenzen der kapitalistischen Herrschaft einen Angstschrei ausstößt, so war er sicher nicht ein Reaktionär in dem Sinne, daß er etwa für vorkapitalistische Verhältnisse schwärmte, wenn er auch gelegentlich die patriarchalischen Produktionsformen in Landwirtschaft und Gewerbe mit Wohlgefallen gegen die Kapitalsherrschaft in Vorteil setzt. Er verwahrt sich dagegen wiederholt und sehr energisch, so z. B. in seinem Aufsatz in der „Revue encyclopédique“ gegen Ricardo: „Ich höre schon den Einwand erheben, daß ich mich der Vervollkommnung des Landbaues, der Künste und aller Fortschritte des Menschen entgegenstelle, daß ich

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