Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 167

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nen „Schüler“ auf Ricardo einen tiefen Eindruck gemacht hatte, beweist die Frontänderung Ricardos in der Frage über die Wirkung der Maschinen. Hier gerade gebührt Sismondi das Verdienst, zum erstenmal der klassischen Harmonielehre die andere Seite der Medaille vor die Augen geführt zu haben. Im Buch IV seiner „Nouveaux principes“, im Kapitel VII: „Von der Teilung der Arbeit und von den Maschinen“, wie im Buche VII, Kapitel VII, das den bezeichnenden Titel führt: „Maschinen schaffen eine überflüssige Bevölkerung“, hatte Sismondi die von den Apologeten Ricardos breitgetretene Lehre angegriffen, als schufen die Maschinen immer ebensoviel oder noch mehr Arbeitsgelegenheit für die Lohnarbeiter, wie sie ihnen durch Verdrängung der lebendigen Arbeit wegnahmen. Gegen diese sogenannte Kompensationstheorie wandte sich Sismondi mit aller Schärfe. Seine „Nouveaux principes“ waren 1819 erschienen – zwei Jahre nach dem Hauptwerk Ricardos. In der dritten Ausgabe seiner „Principles“ im Jahre 1821, also bereits nach der Polemik zwischen MacCulloch und Sismondi, schaltete Ricardo ein neues Kapitel (Einunddreißigstes Hauptstück der Baumstarkschen Übersetzung, zweite Auflage, 1877) ein, wo er freimütig seinen Irrtum bekennt und ganz im Sinne Sismondis erklärt, „daß die Meinung der Arbeiterklasse, die Anwendung von Maschinen sei ihren Interessen häufig verderblich, nicht auf Vorurteil und Irrtum beruht, sondern mit den richtigen Grundgesetzen der Volks- und Staatswirtschaft übereinstimmt“. Dabei sieht er sich genau wie Sismondi veranlaßt, sich gegen den Verdacht zu verwahren, als eifere er gegen den technischen Fortschritt, salviert sich aber – weniger rücksichtslos als Sismondi – durch die Ausflucht, daß das Übel nur allmählich auftrete: „Um das Grundgesetz zu beleuchten, habe ich angenommen, daß das verbesserte Maschinenwesen urplötzlich auf einmal entdeckt und in ganzer Ausdehnung angewendet worden sei. Aber in der Wirklichkeit treten diese Entdeckungen nach und nach auf und wirken mehr auf Anwendung des schon ersparten und angesammelten Kapitals als auf Zurückziehung von Kapital aus bisheriger Anlage.“

Doch auch das Problem der Krisen und der Akkumulation ließ Ricardo keine Ruhe. Im letzten Jahre seines Lebens, 1823, blieb er einige Tage in Genf, um mit Sismondi persönlich über diesen Gegenstand zu debattieren, und als Frucht jener Gespräche erschien im Mai 1824 in der „Revue ency-

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