Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 160

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sellschaft. Kurz, um zu beweisen, daß in der planlosen kapitalistischen Privatwirtschaft keine Krise möglich, konstruiert er eine streng planmäßig geregelte Produktion, in der überhaupt keine Überproduktion vorhanden ist.

Der Hauptwitz des pfiffigen Mac liegt aber in anderem. Es handelt sich ja bei der Debatte um das Problem der Akkumulation. Was Sismondi plagte und womit er Ricardo und dessen Epigonen plagte, war folgendes: Wo findet man Abnehmer für den Überschuß an Waren, wenn ein Teil des Mehrwerts, statt von den Kapitalisten privat konsumiert zu werden, kapitalisiert, d. h. zur Erweiterung der Produktion über das Einkommen der Gesellschaft hinaus verwendet wird? Was wird aus dem kapitalistischen Mehrwert, wer kauft die Waren, in denen er steckt? So fragte Sismondi. Und die Zierde der Ricardoschule, ihr offizieller Vertreter auf dem Katheder der Londoner Universität, die Autorität für derzeitige englische Minister der liberalen Partei wie für die Londoner City, der herrliche MacCulloch, antwortete darauf, indem er ein Beispiel konstruiert, wo überhaupt gar kein Mehrwert produziert wird 1 Seine „Kapitalisten“ plagen sich ja nur um Christi willen mit der Landwirtschaft und der Fabrikation: Das ganze gesellschaftliche Produkt nebst „Überschuß“ reicht nur für den Bedarf der Arbeiter, für die Löhne hin, während der „Pächter“ und der „Fabrikant“ hungrig und nackend die Produktion und den Austausch dirigieren.

Sismondi ruft darauf mit berechtigter Ungeduld : „In dem Augenblick, in dem wir erforschen, was aus dem Überschuß der Produktion über den Verbrauch der Arbeiter wird, darf man nicht von diesem Überschuß absehen, der den notwendigen Profit der Arbeit und den notwendigen Anteil des Arbeitgebers bildet.“

Der Vulgarus jedoch potenziert seine Abgeschmacktheit weiter ins Tausendfache, indem er den Leser annehmen läßt, „daß es tausend Pächter gibt“, die ebenso genial verfahren wie jener einzelne, und ebenfalls „tausend Fabrikanten“. Natürlich verläuft wieder der Austausch glatt nach Wunsch. Endlich läßt er „infolge einer geschickteren Verwendung der Arbeit und Einführung von Maschinen“ die Produktivität der Arbeit genau um das Doppelte zunehmen, und zwar in der Weise, daß „jeder der tausend Pächter, der seinen hundert Arbeitern die Nahrung und die Bekleidung vorschießt, gewöhnliche Nahrungsmittel für zweihundert Personen zurückerhält und außerdem Zucker, Tabak und Wein, die dieser Nahrung an Wert gleich sind“, während jeder Fabrikant durch eine analoge Prozedur neben der bisherigen Menge Kleider für alle Arbeiter auch

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