Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 16

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bei c den ausgelegten konstanten Kapitalwert, d. h. den auf die Ware übertragenen Wertteil der gebrauchten toten Produktionsmittel darstellt, v den ausgelegten variablen, d. h. in Löhnen verausgabten Kapitalteil bedeutet, endlich m den Mehrwert, d. h. den aus dem unbezahlten Teil der Lohnarbeit herrührenden Wertzuwachs repräsentiert. Alle drei Wertteile stecken zusammen in der konkreten Gestalt der hergestellten Ware – jedes einzelnen Exemplars wie der gesamten Warenmasse als Einheit betrachtet, ob es sich um Baumwollgewebe oder Ballettdarbietungen, gußeiserne Röhren oder liberale Zeitungen handelt. Die Herstellung der Waren ist nicht Zweck für den kapitalistischen Produzenten, sondern bloß Mittel zur Aneignung des Mehrwerts. Solange aber der Mehrwert in der Warengestalt steckt, ist er für den Kapitalisten unbrauchbar. Er muß, nachdem er hergestellt, realisiert, in seine reine Wertgestalt, d. h. in Geld, verwandelt werden. Damit dies geschieht und der Mehrwert in Geldgestalt vom Kapitalisten angeeignet wird, müssen auch seine gesamten Kapitalauslagen die Warenform abstreifen und in Geldform zu ihm zurückkehren. Erst wenn dies gelungen, wenn die gesamte Warenmasse also nach ihrem Wert gegen Geld veräußert ist, ist der Zweck der Produktion erreicht. Die Formel c + v + m bezieht sich dann genau so, wie früher auf die Wertzusammensetzung der Waren, jetzt auf die quantitative Zusammensetzung des aus dem Warenverkauf gelösten Geldes: Ein Teil davon (c) erstattet dem Kapitalisten seine Auslagen an verbrauchten Produktionsmitteln, ein anderer (v) seine Auslagen an Arbeitslöhnen, der letzte (m) bildet den erwarteten Überschuß, den „Reingewinn“ des Kapitalisten in bar.[1] Diese Verwandlung des Kapitals aus ursprünglicher Gestalt, die den Ausgangspunkt jeder kapitalistischen Produktion darstellt, in tote und lebendige Produktionsmittel (d. h. Rohstoffe, Instrumente und Arbeitskraft), aus diesen durch lebendigen Arbeitsprozeß in Waren und endlich aus Waren durch den Austauschprozeß wieder in Geld, und zwar in mehr Geld als im Anfangsstadium, dieser Umschlag des Kapitals ist jedoch nicht nur zur Produktion und Aneignung von Mehrwert nötig. Zweck und treibendes Motiv der kapitalistischen Produktion ist nicht Mehrwert schlechthin, in beliebiger Menge, in einmaliger Aneignung, sondern Mehrwert schrankenlos, in unaufhörlichem Wachstum, in einer immer größeren Menge. Dies kann aber immer wieder nur durch dasselbe Zaubermittel: durch kapitalistische Produktion, d. h. durch Aneignung unbezahlter Lohnarbeit im Prozeß der

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[1] In dieser Darstellung nehmen wir Mehrwert als identisch mit Profit an, was ja für die Gesamtproduktion, auf die es weiter allein ankommt, zutrifft. Auch sehen wir von der Spaltung des Mehrwerts in seine Einzelteile: Unternehmergewinn, Kapitalzins, Rente, ab, da sie für das Problem der Reproduktion zunächst belanglos ist. – [Fußnote im Original]