Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 136

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aber für die uns interessierende Frage mit aller Deutlichkeit hervor, daß von den drei Abschnitten, die den Band II bilden, für die ersten zwei: über den Kreislauf des Geld- und Warenkapitals sowie die Zirkulationskosten und über den Umschlag des Kapitals, das von Marx hinterlassene Manuskript am ehesten druckreif war. Hingegen stellte der dritte Abschnitt, der die Reproduktion des Gesamtkapitals behandelt, nur eine Sammlung von Fragmenten dar, die Marx selbst einer Umarbeitung „dringend bedürftig“ schienen. Von diesem Abschnitt ist aber das letzte, einundzwanzigste Kapitel, auf das es gerade ankommt: die Akkumulation und erweiterte Reproduktion, am unfertigsten vom ganzen Buch geblieben. Es umfaßt alles in allem bloß 35 Druckseiten und bricht mitten in der Analyse ab.

Außer diesem äußeren Umstand war u. E. noch ein anderes Moment von großem Einfluß. Die Untersuchung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses nimmt bei Marx, wie wir gesehen, ihren Ausgangspunkt von der Ad. Smithschen Analyse, die u. a. an dem falschen Satz von der Preiszusammensetzung aller Waren aus v + mgescheitert ist. Die Auseinandersetzung mit diesem Dogma beherrscht nun die ganze Analyse des Reproduktionsprozesses bei Marx. Der Beweisführung, daß das gesellschaftliche Gesamtprodukt nicht bloß der Konsumtion im Betrage der verschiedenen Einkommensquellen, sondern auch der Erneuerung des konstanten Kapitals dienen muß, widmet Marx seine ganze Aufmerksamkeit. Da aber für diese Beweisführung die theoretisch reinste Form nicht bei der erweiterten, sondern bei der einfachen Reproduktion gegeben ist, so betrachtet Marx vorwiegend die Reproduktion unter einem der Akkumulation gerade entgegengesetzten Gesichtswinkel: unter der Annahme, daß der ganze Mehrwert von den Kapitalisten verzehrt wird. Wie sehr die Polemik gegen Smith die Marxsche Analyse beherrschte, dafür zeugt, daß er zu dieser Polemik im Verlaufe seiner ganzen Arbeit unzählige Male von verschiedensten Seiten zurückkehrt. So sind ihr gewidmet gleich im ersten Band 7. Abschnitt, 22. Kapitel, S. 551–554, im zweiten Band S. 335–370, S. 383, S. 409–412, S. 451–453. Im Band III/2 nimmt Marx das Problem der Gesamtreproduktion wieder auf, stürzt sich aber dabei wieder sofort in das von Smith aufgegebene Rätsel und widmet ihm das ganze 49. Kapitel (S. 367–388) und eigentlich auch noch das ganze 50. Kapitel (S. 388 bis 413). Endlich in den „Theorien über den Mehrwert“ finden wir wieder ausführliche Polemiken gegen das Smithsche Dogma in Band I, S. 164–253, Band II/2, S. 92, 95, 126, 233–262. Wiederholt betont und unterstreicht Marx selbst, daß er gerade in dem Problem des Ersatzes des konstanten

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