Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 126

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nicht hinreichen, um den Mehrwert zu versilbern? – Hierauf ist zu antworten, daß vielleicht in der Summe von 500 Pfd. St. (die auch Schatzbildung für nötige Reservefonds einschließt) schon die Anwendung dieser Summe als fixes Kapital, wenn nicht durch den, der sie hineinwarf, so doch durch jemand anders, einbegriffen ist. Außerdem ist bei der Summe, die für Beschaffung der als fixes Kapital dienenden Produkte ausgegeben wird, schon unterstellt, daß auch der in diesen Waren steckende Mehrwert gezahlt ist, und es frägt sich eben, wo dies Geld herkommt.“[1]

Auf diesen letzten Punkt müssen wir nebenbei besondere Aufmerksamkeit lenken. Denn hier lehnt es Marx ab, die Schatzbildung für die periodische Erneuerung des fixen Kapitals. zur Erklärung der Realisierung des Mehrwerts selbst bei einfacher Reproduktion heranzuziehen. Später, wo es sich um die viel schwierigere Realisierung des Mehrwertes bei der Akkumulation handelt, greift er, wie wir gesehen, versuchsweise mehrfach auf dieselbe von ihm als „plausible Ausflucht“ abgetane Erklärung zurück.

Dann folgt die Lösung, die etwas unerwartet klingt:

„Die allgemeine Antwort ist bereits gegeben: Wenn eine Warenmasse von x X 1000 Pfd. St. zu zirkulieren, so ändert es absolut nichts am Quantum der zu dieser Zirkulation nötigen Geldsumme, ob der Wert dieser Warenmasse Mehrwert enthält oder nicht, ob die Warenmasse kapitalistisch produziert ist oder nicht. Das Problem selbst existiert also nicht. Bei sonst gegebnen Bedingungen, Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes etc., ist eine bestimmte Geldsumme erheischt, um den Warenwert von x X 1000 Pfd. St. zu zirkulieren, ganz unabhängig von dem Umstand, wie viel oder wie wenig von diesem Wert den unmittelbaren Produzenten dieser Waren zufällt. Soweit hier ein Problem existiert, fällt es zusammen mit dem allgemeinen Problem: woher die zur Zirkulation der Waren in einem Lande nötige Geldsumme kommt.“[2]

Die Antwort ist vollkommen richtig. Die Frage: Woher kommt das Geld zur Zirkulation des Mehrwerts? ist mit beantwortet bei der allgemeinen Frage: Wo kommt das Geld her, um eine gewisse Warenmasse im Lande in Zirkulation zu setzen? Die Einteilung der Wertmasse dieser Waren in konstantes Kapital, variables Kapital und Mehrwert existiert gar nicht vom Standpunkte der Geldzirkulation als solcher und hat von diesem Standpunkt keinen Sinn. Also nur unter dem Gesichtswinkel der Geldzirkulation oder der einfachen Warenzirkulation „existiert das Pro-

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[1] Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 332–334.

[2] Das Kapital, Bd. II, S. 306. [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 334.] – [Fußnote im Original]