Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 119

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aus der Akkumulation in I sich ergebenden unverkäuflichen Überschuß in II als einen notwendigen Warenvorrat der Gesellschaft für das nächste Jahr betrachten. Darauf erwidert Marx mit seiner gewohnten Gründlichkeit: „1. solche Vorratbildung und ihre Notwendigkeit gilt für alle Kapitalisten, sowohl I wie II. Als bloße Warenverkäufer betrachtet, unterscheiden sie sich nur dadurch, daß sie Waren verschiedner Sorten verkaufen. Der Vorrat in Waren II unterstellt einen frühern Vorrat in Waren I. Vernachlässigen wir diesen Vorrat auf der einen Seite, so müssen wir es auch auf der andern. Ziehn wir ihn aber auf beiden Seiten in Betracht, so wird am Problem nichts geändert. – 2. Wie dies Jahr auf Seite II mit einem Warenvorrat für nächstes abschließt, so hat es begonnen mit einem Warenvorrat auf derselben Seite, überliefert vom vorigen Jahr. Bei Analyse der jährlichen Reproduktion – auf ihren abstraktesten Ausdruck reduziert – müssen wir ihn also beidemal streichen. Indem wir diesem Jahr seine ganze Produktion lassen, also auch das, was es als Warenvorrat an nächstes Jahr abgibt, nehmen wir ihm aber auch andrerseits den Warenvorrat, den es vom vorigen Jahr bekommen, und haben damit in der Tat das Gesamtprodukt eines Durchschnittsjahrs als Gegenstand der Analyse vor uns. – 3. Der einfache Umstand, daß die Schwierigkeit, die umgangen werden soll, uns nicht aufstieß bei Betrachtung der einfachen Reproduktion, beweist, daß es sich um ein spezifisches Phänomen handelt, das nur der verschiednen Gruppierung (mit Bezug auf Reproduktion) der Elemente I geschuldet ist, einer veränderten Gruppierung, ohne welche überhaupt keine Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter stattfinden könnte.“[1]

Die letztere Bemerkung richtet sich aber gegen die bisherigen Versuche von Marx selbst, die spezifische Schwierigkeit der Akkumulation durch Momente auflösen zu wollen, die schon der einfachen Reproduktion gehören, nämlich jene mit dem allmählichen Umschlag des fixen Kapitals verbundene Schatzbildung in den Händen der Kapitalisten, die uns früher, innerhalb der Abteilung I, die Akkumulation erklären sollte.

Marx geht weiter zur schematischen Darstellung der erweiterten Reproduktion über, stößt aber im nächsten Augenblick, bei der Analyse seines Schemas, wieder auf dieselbe Schwierigkeit unter einer etwas anderen Form. Er unterstellt, daß die Kapitalisten der Abteilung I 500 m akkumulieren, die der Abteilung II aber ihrerseits 140 m in konstantes Kapital verwandeln müssen, um jenen die Akkumulation zu ermöglichen, und fragt:

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[1] Das Kapital, Bd. II, S. 482. [Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 500 f.] – [Fußnote im Original]