Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 776

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päischen Länder macht, wie wir sagten, zwei Etappen durch: zuerst das Eindringen des Handels und dadurch die Hineinziehung der Eingeborenen in den Warenaustausch, zum Teil auch Verwandlung der vorgefundenen Produktionsformen der Eingeborenen in Warenproduktion, dann die Enteignung der Eingeborenen in dieser oder jener Form von ihrem Grund und Boden und damit von den Produktionsmitteln. Diese Produktionsmittel verwandeln sich in den Händen der Europäer in Kapital, während sich die Eingeborenen in Proletarier verwandeln. Den beiden ersten folgt aber in der Regel früher oder später eine dritte Etappe: die Gründung einer eigenen kapitalistischen Produktion in dem Koloniallande, sei es durch eingewanderte Europäer, sei es durch bereicherte Eingeborene. Die Vereinigten Staaten von Amerika, die erst durch Engländer und andere europäische Auswanderer bevölkert wurden, nachdem die eingeborenen Rothäute in langem Kriege ausgerottet wurden, bildeten erst ein agrarisches Hinterland des kapitalistischen Europas, das Rohstoffe für die englische Industrie, wie Baumwolle und Korn, lieferte, dafür Abnehmer für allerlei Industrieprodukte aus Europa war. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ersteht aber in den Vereinigten Staaten eine eigene Industrie, die nicht nur die Einfuhr aus Europa verdrängt, sondern bald in Europa selbst und in anderen Weltteilen dem europäischen Kapitalismus harte Konkurrenz bereitet. In Indien ist dem englischen Kapitalismus gleichfalls ein gefährlicher Konkurrent erstanden in der einheimischen Textil- und sonstigen Industrie. Australien ist denselben Weg der Entwicklung vom Kolonialland zum kapitalistischen Industrieland gegangen. In Japan hat sich schon auf der ersten Etappe – aus dem Anstoß des Welthandels – eine eigene Industrie entwickelt, was Japan vor der Aufteilung als europäisches Kolonialland bewahrt hat. In China kompliziert sich der Prozeß der Zerstückelung und Ausplünderung des Landes durch den europäischen Kapitalismus durch die Anstrengungen des Landes, mit Hilfe Japans eine eigene kapitalistische Produktion zur Abwehr der europäischen zu gründen, wodurch für die Bevölkerung auch verdoppelte komplizierte Leiden erfolgen. Auf diese Weise verbreitet sich nicht nur die Herrschaft und das Kommando des Kapitals über der ganzen Erde durch Schaffung eines Weltmarktes, sondern es verbreitet sich allmählich auch die kapitalistische Produktionsweise auf der ganzen Erdkugel. Damit geraten aber das Ausdehnungsbedürfnis der Produktion und ihr Ausdehnungsgebiet, das heißt die Absatzmöglichkeiten, in immer mißlicheres Verhältnis zueinander. Es ist, wie wir gesehen, das innerste Bedürfnis und Lebensgesetz der kapitalistischen Produktion, daß sie die Möglichkeit hat, nicht stabil

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