Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 399

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in Betracht käme, in der der kapitalisierte Mehrwert steckt, haben wir mehrfach den Hinweis auf den Staat und seine Organe als Konsumenten abgelehnt. Wir haben sie als Vertreter abgeleiteter Einkommenquellen in dieselbe Kategorie der Nutznießer des Mehrwerts (oder zum Teil des Arbeitslohns) eingereiht, der auch die Vertreter liberaler Berufe sowie allerlei Schmarotzerexistenzen der heutigen Gesellschaft („König, Pfaff, Professor, Hure, Kriegsknecht“) angehören. Diese Erledigung der Frage ist aber erschöpfend nur unter zwei Voraussetzungen: einmal, wenn wir, im Sinne des Marxschen Schemas der Reproduktion, annehmen, daß der Staat keine anderen Steuerquellen besitzt als den kapitalistischen Mehrwert und den kapitalistischen Arbeitslohn[1]; und zweitens, wenn wir den Staat mit seinen Organen nur als Konsumenten ins Auge fassen. Handelt es sich nämlich um persönliche Konsumtion der Staatsbeamten (so auch des „Kriegsknechts“), so bedeutet das – sofern sie aus Arbeitermitteln bestritten wird – partielle Übertragung der Konsumtion von der Arbeiterklasse auf den Anhang der Kapitalistenklasse.

Nehmen wir für einen Augenblick an, der gesamte den Arbeitern abgepreßte Betrag an indirekten Steuern, der einen Abzug an ihrer Konsumtion bedeutet, werde darauf verwendet, den Staatsbeamten Gehälter auszuzahlen und das stehende Heer mit Lebensmitteln zu verproviantieren. Dann wird in der Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals keine Verschiebung eintreten. Sowohl die Abteilung der Lebensmittel wie infolgedessen auch die Abteilung der Produktionsmittel bleiben unverändert, denn der Gesamtbedarf der Gesellschaft hat nach Art und Menge keinen Wechsel erlitten. Was jetzt verändert worden, ist bloß das Wertverhältnis zwischen v als Ware Arbeitskraft und den Produkten der Abteilung II, d. h. Lebensmitteln. Dasselbe v, derselbe Geldausdruck der Arbeitskraft wird jetzt mit einer geringeren Menge Lebensmittel ausgetauscht. Was geschieht mit dem so entstehenden Rest an Produkten der

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[1] Diese Annahme macht z. B. in der Tat Dr. Renner zur Grundlage seiner Schrift über die Steuern. „Alles, was in einem Jahre an Werten geschaffen wird“, sagt er, „spaltet sich in diese vier Teile. Und also können die Steuern eines Jahres nur aus ihnen geschöpft werden: Profit, Zins, Rente und Lohn sind die vier besonderen Steuerquellen.“ (Das arbeitende Volk und die Steuern, Wien 1909, S. 9.) Renner erinnert sich zwar gleich darauf der Existenz der Bauern, erledigt sie aber mit einem Satz: „Ein Bauer zum Beispiel ist zugleich Unternehmer, Arbeiter und Grundeigentümer, er bezieht in seinem Wirtschaftsertrag unter einem den Lohn, den Profit und die Rente.“ Es ist klar, daß eine solche Spaltung des Bauerntums in alle Kategorien der kapitalistischen Produktion und die Betrachtung des Bauern als seines eigenen Unternehmers, Lohnarbeiters und Grundherrn in einer Person eine blutleere Abstraktion ist. Die ökonomische Besonderheit des Bauerntums – will man es schon, wie Renner, als eine unterschiedslose Kategorie behandeln – besteht gerade darin, daß es weder zum kapitalistischen Unternehmertum noch zum Lohnproletariat gehört und daß es nicht kapitalistische, sondern einfache Warenproduktion repräsentiert. – [Fußnote im Original]