Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 282

https://rosaluxemburgwerke.de/buecher/band-5/seite/282

Im dritten Bande, bei der Darstellung des Gesamtprozesses der kapitalistischen Produktion, sagt Marx ganz ausdrücklich:

„Denken wir uns die ganze Gesellschaft bloß aus industriellen Kapitalisten und Lohnarbeitern zusammengesetzt. Sehn wir ferner ab von den Preiswechseln, die große Portionen des Gesamtkapitals hindern, sich in ihren Durchschnittsverhältnissen zu ersetzen, und die, bei dem allgemeinen Zusammenhang des ganzen Reproduktionsprozesses, wie ihn namentlich der Kredit entwickelt, immer zeitweilige allgemeine Stockungen hervorbringen müssen. Sehn wir ab ebenfalls von den Scheingeschäften und spekulativen Umsätzen, die das Kreditwesen fördert. Dann wäre eine Krise nur erklärlich aus Mißverhältnis der Produktion in verschiednen Zweigen und aus einem Mißverhältnis, worin der Konsum der Kapitalisten selbst zu ihrer Akkumulation stände. Wie aber die Dinge liegen, hängt der Ersatz der in der Produktion angelegten Kapitale großenteils ab von der Konsumtionsfähigkeit der nicht produktiven Klassen; während die Konsumtionsfähigkeit der Arbeiter teils durch die Gesetze des Arbeitslohns, teils dadurch beschränkt ist, daß sie nur solange angewandt werden, als sie mit Profit für die Kapitalistenklasse angewandt werden können.“ (2. Teil, S. 21.) [Karl Marx: Das Kapital, Dritter Band. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 25, S. 500/501.] Dieses letzte Zitat bezieht sich auf die Frage der Krisen, die für uns nicht in Betracht kommt; es zeigt aber unzweideutig, daß Marx die Bewegung des Gesamtkapitals, „wie die Dinge liegen“, nur von drei Kategorien Konsumenten abhängig macht: Kapitalisten, Arbeitern und „nichtproduktiven Klassen“, d. h. dem Anhang der Kapitalistenklasse („König, Pfaff, Professor, Hure, Kriegsknecht“)[1], den er im zweiten Bande mit vollem Recht nur als Vertreter abgeleiteter Kaufkraft und sofern als Mitverzehrer des Mehrwertes oder des Arbeitslohnes abtut.

Endlich in den „Theorien über den Mehrwert“, Band II, Teil 2, Seite 263 [Karl Marx: Theorien über den Mehrwert, Zweiter Teil. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 26.2, S. 493.], formuliert Marx die allgemeinen Voraussetzungen, unter denen er die Akkumulation ins Auge faßt, im Kapitel „Akkumulation von Kapital und Krisen“ wie folgt:

„Wir haben hier bloß die Formen zu betrachten, die das Kapital in seinen verschiednen Fortentwicklungen durchmacht. Es sind also die reellen Verhältnisse nicht entwickelt, innerhalb deren der wirkliche Produktionsprozeß vorgeht. Es wird immer unterstellt, daß die Ware zu ihrem Wert verkauft wird. Die Konkurrenz der Kapitalien wird nicht

Nächste Seite »



[1] Karl Marx: Das Kapital, Zweiter Band. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 24, S. 372.