Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 280

https://rosaluxemburgwerke.de/buecher/band-5/seite/280

halten kann, d. h. Lebensmittel. Folglich muß ein Teil der jährlichen Mehrarbeit verwandt worden sein zur Herstellung zusätzlicher Produktions- und Lebensmittel, im Überschuß über das Quantum, das zum Ersatz des vorgeschossenen Kapitals erforderlich war. Mit einem Wort: der Mehrwert ist nur deshalb in Kapital verwandelbar, weil das Mehrprodukt, dessen Wert er ist, bereits die sachlichen Bestandteile eines neuen Kapitals enthält.“[1]

Hier werden für die Akkumulation folgende Bedingungen aufgestellt:

1. Der Mehrwert, der kapitalisiert werden soll, kommt von vornherein in der Naturalgestalt des Kapitals (als zuschüssige Produktionsmittel und zuschüssige Lebensmittel der Arbeiter) zur Welt.

2. Die Erweiterung der kapitalistischen Produktion wird vollzogen ausschließlich mit eigenen (kapitalistisch produzierten) Produktionsmitteln und Lebensmitteln.

3. Der Umfang der jeweiligen Produktionserweiterung (Akkumulation) ist von vornherein durch den Umfang des jedesmaligen (zu kapitalisierenden) Mehrwerts gegeben; sie kann nicht größer sein, da sie an die Menge Produktions- und Lebensmittel gebunden ist, die das Mehrprodukt darstellen, sie kann aber auch nicht geringer sein, da sonst ein Teil des Mehrprodukts in seiner Naturalgestalt unverwendbar wäre. Diese Abweichungen nach oben und nach unten mögen periodische Schwankungen und Krisen hervorrufen, von denen wir hier abzusehen haben; im Durchschnitt müssen sich zu kapitalisierendes Mehrprodukt und faktische Akkumulation decken.

4. Da die kapitalistische Produktion selbst ausschließliche Abnehmerin ihres Mehrprodukts ist, so ist für die Kapitalakkumulation keine Schranke zu finden.

Diesen Bedingungen entspricht auch das Marxsche Schema der erweiterten Reproduktion. Hier geht die Akkumulation vonstatten, ohne daß im geringsten ersichtlich wäre, für wen, für welche neuen Konsumenten schließlich die Produktion immer mehr erweitert wird. Das Schema setzt etwa folgenden Gang voraus : Die Kohlenindustrie wird erweitert, um die Eisenindustrie zu erweitern. Diese wird erweitert, um die Maschinenindustrie zu erweitern. Diese wird erweitert, um die Produktion der Konsumtionsmittel zu erweitern. Diese wird ihrerseits erweitert, um die wachsende Armee der Kohlen-, Eisen- und Maschinenarbeiter sowie der eigenen Arbeiter zu erhalten. Und so „ad infinitum“ im Kreise – nach der Theorie

Nächste Seite »



[1] Karl Marx: Das Kapital, Erster Band. In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke, Bd. 23, S. 606 f.