Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 236

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duktion braucht zu ihrer Fortsetzung … nur Stoff, Werkzeuge, Lebensmittel für die Arbeiter und verzehrt deshalb selbst nur den entsprechenden Teil der Produkte; der Überschuß aber, der den Profit bildet und der für sich in dem ständigen Element des industriellen Lebens – in der Produktion – keinen Platz findet, muß für sich andere Konsumenten suchen, die mit der Produktion nicht organisch verknüpft sind, Konsumenten bis zu einem gewissen Grad zufälligen Charakters. Er (der Überschuß) kann solche Konsumenten finden, es ist aber auch möglich, daß er sie nicht findet in dem erforderlichen Maße, in diesem Fall werden wir einen Warenüberschuß auf dem Markte haben.“[1] Höchst zufrieden mit dieser „einfachen“ Aufklärung, bei der er das Mehrprodukt zu einer Erfindung des Kapitals gemacht hat und den Kapitalisten zu einem „nicht organisch“ mit der kapitalistischen Produktion verknüpften „zufälligen“ Konsumenten, entwickelt Woronzow nunmehr auf Grund der Marxschen „konsequenten“ Arbeitswerttheorie, die er nach seiner Erklärung im weiteren „benutzt“ hat, die Krisen direkt aus dem Mehrwert in folgender Weise:

„Wenn das, was in Gestalt des Arbeitslohnes in die Produktionskosten eingeht, von dem arbeitenden Teil der Bevölkerung verzehrt wird, so muß der Mehrwert, ausgenommen den Teil, der für die vom Markt erforderte Erweiterung der Produktion bestimmt ist, durch die Kapitalisten selbst vernichtet werden (wörtlich so! – R. L.). Sind sie dazu imstande und tun sie's, dann findet kein Warenüberschuß statt, wenn nicht – dann stellt sich Überproduktion, Industriekrise ein, Verdrängung der Arbeiter von den Fabriken und sonstige Übelstände.“ Wer aber an diesen Übelständen in letzter Linie schuld ist, das ist nach Herrn Woronzow „die ungenügende Elastizität des menschlichen Organismus, der seine Konsumtionsfähigkeit nicht mit der Rapidität zu erweitern vermag, mit der der Mehrwert wächst“. Wiederholt formuliert er diesen genialen Gedanken in den folgenden Worten: „Somit liegt die Achillesferse der kapitalistischen Industrieorganisation in der Unfähigkeit der Unternehmer, ihr ganzes Einkommen zu verzehren.“

Hier gelangt also Woronzow, nachdem er die Ricardosche Werttheorie in der Marxschen „konsequenten“ Fassung „benutzt“ hat, zu der Sismondischen Krisentheorie, die er auch noch in einer möglichst rohen und simplistischen Form sich zu eigen macht. Während er aber die Auffassung Sismondis wiedergibt, glaubt er natürlich die von Rodbertus zu akzeptieren. „Die induktive Forschungsmethode hat zu derselben Theorie der Krisen und des Pauperismus geführt, die von Rodbertus objektiv aufgestellt wor-

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[1] Umrisse der theoretischen Nationalökonomie, Petersburg 1895, S. 157 ff. – [Fußnote im Original]