Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 5, 4. Auflage, Dietz Verlag Berlin 1990, S. 139

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den berichteten über Verluste der englischen Warenhändler. In Italien, Deutschland, Rußland, in Brasilien schlugen die Engländer ihre Warenvorräte mit einem Verlust von 1/4 bis 1/3 los. 1818 beklagte man sich am Kap der Guten Hoffnung, daß alle Läden mit europäischen Waren angefüllt waren, die man zu niedrigeren Preisen als in Europa anbot, ohne sie loswerden zu können. Aus Kalkutta ertönten ähnliche Klagen. Ganze Warenladungen kamen aus Neuholland[1] nach England zurück. In den Vereinigten Staaten gab es nach dem Reisebericht eines Zeitgenossen „von einem Ende dieses ungeheuren und so wohlhabenden Festlandes bis zum anderen keine Stadt, keinen Marktflecken, in dem die Menge der zum Verkaufe ausliegenden Waren die Mittel der Käufer nicht bedeutend überstiege, obgleich die Verkäufer sich bemühten, durch sehr lange Kredite und zahlreiche Arten von Zahlungserleichterungen, durch Abzahlungen und Annahme von Waren an Zahlungs Statt die Kunden anzulocken“.

Gleichzeitig ertönte in England der Verzweiflungsschrei der Arbeiter. In der „Edinburgh Review“ vom Mai 1820 ist die Adresse der Strumpfwirker von Nottingham angeführt, die folgende Worte enthält: „Bei einer vierzehn- bis sechzehnstündigen täglichen Arbeit verdienen wir nur vier bis sieben Schilling die Woche, von welchem Verdienst wir unsere Frauen und Kinder ernähren müssen. Wir stellen ferner fest, daß, trotzdem wir Brot und Wasser oder Kartoffeln mit Salz an Stelle der gesünderen Nahrung haben setzen müssen, welche ehemals stets reichlich auf den englischen Tischen zu sehen war, wir nach der ermüdenden Arbeit eines ganzen Tages häufig gezwungen gewesen sind, unsere Kinder hungrig zu Bett zu schicken, um ihr Schreien nach Brot nicht zu hören. Wir erklären auf das feierlichste, daß wir während der letzten achtzehn Monate kaum je das Gefühl der Sättigung gehabt haben.“[2]

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[1] Gemeint ist Australien.

[2] Der Auszug aus dem interessanten Dokument befindet sich in einer Besprechung der Schrift: Observations on the Injurious Consequences of the Restrictions upon Foreign Commerce. By a Member of the late Parliament, London 1820. Dieser freibündlerische Aufsatz malt überhaupt die Lage der Arbeiter in England in den düstersten Farben. Er führt unter anderem folgende Tatsachen an: „The manufacturing classes in Great Britain – have been suddenly reduced from affluence and prosperity to the extreme of poverty and misery. In one of the debates in the late Session of Parliament, it was stated, that the wages of weavers of Glasgow and its vicinity, which, when highest, had averaged about 25 s. or 27 s. a week, had been reduced in 1816 to 10 s.; and in 1819 to the wretched pittance of 5 s. 6 d. or 6 s. They have not since been materially augmented.” In Lancashire schwankten die Wochenlöhne der Weber nach demselben Zeugnis zwischen 6 und 12 Schilling bel 15stündiger Arbeitszeit, während „halbverhungerte Kinder“ für 2 oder 3 Schilling die Woche 12 bis 16 Stunden täglich arbeiteten. Das Elend in Yorkshire war womöglich noch größer. In bezug auf die Adresse der Nottinghamer Strumpfwirker sagt der Verfasser, daß er die Verhältnisse selbst untersucht hätte und zu dem Schlusse gelangt wäre, daß die Erklärungen der Arbeiter nicht im geringsten übertrieben waren. (The Edinburgh Review, Mai 1820, S. 331 ff.) – [Fußnote im Original]