Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 554

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Das ist ein Beweis, daß die Kapitalisten die Preise nicht genau so viel steigern müssen, wie die Erhöhung der Löhne beträgt. Hier betrug diese 25, aber die Preiserhöhung nur 6½ Prozent. Denn die Löhne sind ja nur ein Teil des Kapitals.

c v Lohnsteigerung um:
92 8 25 Prozent
92 und zehn 102 Kostpreis.

Darauf berechnen wir 14 2/7 Prozent Profitrate – Produktionspreis 116 4/7.

Das heißt, der Produktionspreis ist auf drei Prozent gefallen. Die Löhne sind um 25 Prozent gestiegen, die Preise um drei Prozent gefallen.

Die Profitrate hat um so viel abgenommen, als es dem Durchschnitt des variablen Kapitals entspricht, aber das variable Kapital ist hier kleiner als das konstante.[1]

Das sind die Resultate, wenn eine allgemeine Steigerung der Löhne oder ein allgemeines Fallen der Löhne der Fall ist. Nur ein allgemeines Fallen oder Steigen kann den Durchschnittsprofit normieren.

Wie stellt sich die Sache dar, wenn in einem einzelnen Produktionszweig die Arbeiter eine Erhöhung der Löhne durchgesetzt haben? Der Unternehmer sagt, er muß die Preise um so und so viel steigern. Kann er das wirklich tun? Nein, für ihn ist maßgebend als Regel die Durchschnittsprofitrate. Um sich die anzurechnen, müßte er bei einer Lohnsteigerung die Preise in die Höhe schrauben. Die Folge wäre, daß er teurer auf dem Markte wäre. Das Resultat wird sein, um sich an die alten Preise zu halten, muß er weniger Profit in die Tasche stecken.[2]

Das ist das Resultat, wie es auch die Werttheorie gezeigt hatte: Eine Erhöhung der Löhne bringt eine Verminderung der Profite mit sich.

Für die Gesamtgesellschaft stimmt vollkommen, was wir aus der Werttheorie erfahren haben.

Nehmen wir für einen Augenblick an, beim Steigen der Löhne steigen auch die Preise. Wir nehmen nur einen Produktionszweig.

c v Durchschnittsprofitrate
92 8 20

Die Löhne sind um 25 Prozent gestiegen. Deshalb ist die Durchschnittsprofitrate auf 14 2/7 Prozent.

Jetzt Auslage 102. Wir rechnen hier die alte Profitrate zu: 20 Prozent. Das ergibt Warenpreise: 122. Die Preise sind genau um so viel gestiegen wie die Löhne.

Kann dieser Produktionszweig die Löhne so bilden, daß er fast um sechs Prozent mehr Preise einsackt? Nein, die Durchschnittsprofitrate tritt in die Erscheinung. Es

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[1] Siehe zur richtigen Berechnung Karl Marx: Das Kapital. Dritter Band. In: MEW, Bd. 25, S. 579–599.

[2] Karl Marx behandelte in einem Nachtrag „Ursachen, welche eine Änderung im Produktionspreis bedingen“. Siehe MEW, Bd. 25, S. 215 ff.; Friedrich Engels vertiefte das Problem in Ergänzung und Nachtrag zum III. Buche des „Kapitals“ in I. Wertgesetz und Profitrate. Siehe ebenda, S. 898 ff.