Handschriftliche Fragmente zur Entstehung und Entwicklung des Kapitalismus mit wirtschafts- und weltgeschichtlichen Vergleichen
[1]Geschichte der Krisen [Deckblatt]
Geschichte der Krisentheorien
Anstoß die Krise v. 1815.
1. Robert Owen in den Schriften v. 1815, 1818 u. 1823.[2] Erklärung der Krisen aus Widerspruch zwischen zunehmender Produktivität durch Maschinen u. der Senkung der Löhne durch u. Verdrängung der Arbeiter durch dieselben Maschinen. Forderung: Beschäftigung der Arbeitslosen durch den Staat, steigende Beteiligung der Arbeiter am Produkt.
2. Malthus und Sismondi leiten die Krisen von der Einkommensverteilung ab. Malthus (1820): Die Sparsamkeit u. der Kapitalisierungstrieb müssen zu Krisen führen, wenn nicht unproduktive Konsumtion (Adel, Militarismus, Staatsbeamten etc.) die Abs Konsumtion erweitern, – nach Malthus, oder der Massenkonsum durch Besserung der Lage der Arbeiter – nach Sismondi. Je gleichmäßiger die Einkommensverteilung nach Sismondi, um so geringer Krisengefahr.
[1] Überschrift der Redaktion. – Die Skizzen und Notizen wurden auf verschiedenartigem, ungenormtem Papier, zum Teil etwas schmaler und länger als DIN A 5, sowohl mit Bleistift als auch mit Tinte geschrieben.
Die Texte entstanden vermutlich in der Zeit von 1907 bis 1912/13. Darauf lassen Rosa Luxemburgs direkte Bezüge auf Literatur- und Statistikangaben aus diesen Jahren, ebenso dazwischen liegende Zeitungsausschnitte und vereinzelte Hinweise auf Publikationen schließen. Sie dienten ihr gewiß für mehrere Aufgaben, vor allem für ihre Lehrtätigkeit an der Parteischule ab Herbst 1907, siehe Aufzeichnungen und häusliche Nachträge des Parteischülers Jacob Walcher zu den Vorlesungen von Rosa Luxemburg 1910/11(in: GW, Bd. 7/1, S. 311 ff.) und Mitschriften der Parteischülerin Rosi Wolfstein in den Vorlesungen Rosa Luxemburgs 1912/13 (in: ebenda, S. 409 ff.), für ihren öffentlichen Vortragszyklus zur Einführung in die Nationalökonomie im Oktober/November 1907, siehe Vortragszyklus zur Einführung in die Nationalökonomie im Oktober/November 1907 in sechs öffentlichen Versammlungen der deutschen Sozialdemokratie in Berlin (n: ebenda, S. 105 ff.), für die Vorbereitung ihres Buches »Die Akkumulation des Kapitals«. In: GW, Bd. 5, S. 411 ff., und der Schrift Einführung in die Nationalökonomie. In: ebenda, S. 524 ff. Beweise für die direkte oder indirekte Verwertung von Gedanken aus den fragmentarischen Skizzen und Notizen sind über das ausführliche Personen-, Orts- und Stichwortregister in den GW, Bd. 5, zu erkunden. Bestimmte Thesen finden sich auch in ihren Reden wieder bzw. wirken bis in ihre Überlegungen und Schriften 1914 bis 1918 hinein. Der verschiedenartige Umgang mit den Skizzen und Notizen durch Rosa Luxemburg ist außerdem in den mehreren Varianten von Fragestellungen, in der Wiederholung von Thesen, in Umstellungen, Streichungen und übergreifenden bzw. durcheinander gehenden Numerierungen von Stichpunkten oder Absätzen erkennbar.
[2] Siehe Robert Owen: Observations on the Effect of the Manufacturing System, London 1815; ders.: Two Memorials on Behalf of the Working Classes, London 1818; ders.: An Explanation of the Cause of Distress which Pervades the Civilized Parts of the World, London 1823.