Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 549

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Die Mehrwertrate ist das Verhältnis der unbezahlten Arbeit zur bezahlten Arbeit.[1]

Im Begriff Profit verschwindet der Begriff der unbezahlten Arbeit.

Die Profitrate verwischt die Quelle des Mehrwerts.

Der Begriff „Mehrwertrate“ ist die Formulierung des Verhältnisses zwischen Kapital und Arbeit. Die Profitrate ist das Verhältnis des Kapitals zu sich selbst. Nach ihr befruchtet sich das Kapital selbst und produziert selbst einen Überschuß.

Ist die Verwandlung von Mehrwertrate in Profitrate etwas mehr als eine bloße Illusion der Kapitalisten? Ja:

Aus dem Begriff „Profitrate“ ergibt sich als Gesetz für die kapitalistische Produktionsweise, daß alle Kapitale von gleicher Größe den gleichen Profit erzielen müssen.

Welche praktischen Tatsachen knüpfen sich an die verschiedenen Begriffe? Die Kapitalisten leiten den Profit von der Anwendung des Gesamtkapitals ab. Daraus ergibt sich: Wenn das Kapital es ist, welches Profit erzeugt, so muß jedes Kapital von gleicher Größe gleichen Profit erzeugen. Für den Mehrwert stimmt das nicht, weil er aus dem variablen Kapital kommt. Je nach der Größe des letzteren ist der Mehrwert verschieden groß. Die Verteilung des Kapitals in konstantes und variables Kapital ist je nach dem Produktionszweig und nach dem einzelnen Betrieb verschieden. Ein Produktionszweig braucht mehr tote Produktionsmittel und weniger lebendige Arbeit, ein anderer umgekehrt. Das hängt von der technischen Beschaffenheit des Betriebes ab. In keinem Betrieb ist die Verteilung des Kapitals in konstantes und variables genauso wie in einem anderen Betrieb.

In der Praxis setzt sich die gleiche Profitrate für alle Kapitale durch. Ein Kapital von 100 M z. B. erhält ebenso viel Profit, wie ein anderes Kapital von 100 M, das in einem anderen Produktionszweig angelegt ist und sich anders als das erste in konstantes und variables Kapital teilt.

Diese Durchsetzung geschieht folgendermaßen (siehe auch S. 140 [S. 546 ff. im vorliegenden Band]): Erzeugt ein Kapital in einem Betrieb mehr Profit, als das gleiche Kapital in einem anderen Betrieb, so wird dieses zweite Kapital von dem zweiten Betrieb abfließen und sich dem ersten Betrieb zuwenden. Und nicht nur dieses eine Kapital wird es so machen, sondern alle anderen Kapitale von gleicher Größe, die weniger Profit erzielen als das erste. Dadurch steigt in dem Betrieb, dem sich die Kapitale zuwenden, die Produktion, dadurch wird wieder das Angebot größer als die Nachfrage, und dadurch hinwiederum werden manche Waren nicht abgesetzt oder zu einem niedrigeren Preise. In beiden Fällen sinkt die Profitrate. In dem zweiten Betrieb aber, von dem sich die Kapitale abgewandt hatten, wird die Nachfrage größer als das Angebot, dadurch steigen die Preise, die Profitrate wird höher.

Durch diese ständige Bewegung der Kapitale wird die gleiche Profitrate erzielt.

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[1] Zur Mehrwertrate siehe Karl Marx: Das Kapital. Dritter Band. In: MEW, Bd. 25, S. 59, 84, 207, 244 ff. und 320.