Rosa Luxemburg Werke [RLW], Berlin 1970ff., Bd. 7.1, 1. Auflage, Karl Dietz Verlag Berlin 2017, S. 516

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Wie arbeiten die Kapitalisten auf eine Kampagne zur Erhöhung der Löhne usw.? Mit Erweiterung der Technik. Die drückt sich in der Erweiterung der Produktion aus.

Die kapitalistische Produktion erwidert auf die Findung neuer Absatzmärkte wiederum mit Erweiterung der Produktion.

Die ständige Methode ist die Erweiterung der Produktion.

Daraus ergibt sich als das eigentlich krisenbildende Moment die der kapitalistischen Produktionsweise innewohnende Tendenz zur ständigen Erweiterung der Produktion.

Was hat’s nun mit der Annahme auf sich, daß die Unterkonsumtion der Masse Schuld an der Krise ist, daß darum die Konsumtionskraft der Masse erhöht werden muß. Was ist daran falsch?

Angenommen, die Arbeiter erhalten ihre Löhne sehr erhöht. Das würde wieder eine große Erweiterung der Produktion zur Folge haben. Zur Befriedigung der erhöhten Nachfrage würde ein noch mehr erhöhtes Angebot geschaffen.

Die kapitalistische Produktionsweise hat die Tendenz, über jede Schranke hinauszueilen, da sie nur Rücksicht auf den Profit nimmt.

Was hat’s mit der Annahme auf sich, wenn die unproduktiven Abgaben steigen, so wird den Krisen vorgebeugt? Es würde dann dasselbe eintreten wie bei der Erhöhung der Arbeitslöhne. Das Angebot würde noch viel mehr gesteigert als die erhöhte Nachfrage durch die unproduktiven Konsumenten.

Rußland zeigt, daß gerade die größten Bestellungen des Staates eine sofortige kolossale Erweiterung der Produktion hervorrufen, die die Tendenz hat, über die gesteigerte Nachfrage hinauszueilen.

Es ist die erste Notwendigkeit des Arbeiters, jede Hochkonjunktur auszunutzen, um in den Krisen möglichst gerüstet dazustehen.

Ein anderes Beispiel, wie die kapitalistische Gesellschaft aus allem eine Krise gestaltet, was in einer anderen Gesellschaft nicht im entferntesten eine Krise bedeutet:

Was passierte, wenn in irgendeiner naturalwirtschaftlichen Gesellschaft der Vergangenheit eine besonders reiche Ernte eintrat? Der Konsum konnte gesteigert werden, je nach der Beschaffenheit der Gesellschaft. War sie kommunistisch, so war eine gleichmäßige Hebung der Lebenslage aller Mitglieder die Folge, zugleich eine Bildung von Vorräten; d. h. Erhöhung der Lebenshaltung in der Zukunft.

Oder wenn die Gesellschaft eine Klassengesellschaft war: Eine besonders große Höhe der Steuer, …eine gewisse, wenn auch geringe Erhöhung der Lebenshaltung der Bauern.

1906 und 1907 gab es für Brasilien eine kolossale Kaffee-Ernte. Sie nahm von Monat zu Monat so zu, daß Alarmnachrichten und Panik auf allen Börsen eintrafen. Statt daß der Wohlstand sich erhöht, erhebt sich ein Wehgeschrei in Brasilien, dessen Kapital hauptsächlich in Kaffeeplantagen angelegt ist. Denn es ergab sich ein Preis-

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